Nach der Wikileaks-Affäre, bei der heikle Dokumente der US-Regierung ab 2010 von Julian Assange, der seit heute wieder ein freier Mann ist, veröffentlicht wurden, gab es 2013 den nächsten berühmten Whistleblower: Edward Snowden. Aber wie geht es ihm heute?
2013 erhielt er in Russland Asyl
Snowden, damals technischer Mitarbeiter, enthüllte Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA. Dabei kam heraus, dass auch das Handy von Altkanzlerin Angela Merkel, die Ende des Jahres ihre Biografie veröffentlichen wird, überwacht wurde.
Zum Zeitpunkt der Publikation weilte er in Hongkong und wollte nachfolgend nach Ecuador weiterreisen. Ein Flugticket nach Havanna als ersten Stop besaß er schon. Doch strandete Snowden letztlich am Moskauer Flughafen, da sein Reisepass von den Vereinigten Staaten annulliert worden war. 40 Tage verbrachte er im Flughafen, bevor er von Russland Asyl erhielt.
Seit 2022 besitzt er die russische Staatsbürgerschaft
Bis heute lebt der US-Amerikaner mit seiner Familie in Russland an einem geheimen Ort. Er soll nicht oft in der Gegend unterwegs sein. Der gemeinsame Sohn von ihm und Ehefrau Lindsay wurde in Russland geboren und erhielt somit automatisch die russische Staatsbürgerschaft. Daraufhin beantragte auch das Ehepaar dieselbe, ohne die US-amerikanische aufgeben zu wollen.
Anders als Reality Winner, ebenfalls ehemalige NSA-Mitarbeiterin, die den Beweis erbrachte, dass Russland versucht hatte, die US-Präsidentschaftswahlen 2016 zu manipulieren, und hierfür fünf Jahre bis zu ihrer Entlassung im Gefängnis verbrachte, wurde Snowden nicht verurteilt.
Er tritt online häufiger in Erscheinung
2019 erschien seine Autobiografie, die ihm erneut Ärger mit den USA einbrachte. Zudem meldet sich Snowden über Live-Schalten häufiger bei Konferenzen zu Wort, besonders solche in Bezug auf Datenschutz. Er kritisierte vor Kurzem auf X die Ernennung des ehemaligen Leiters der NSA, Paul Nakasone, als Teil des Verwaltungsrates von OpenAI, der Firma, zu der ChatGPT gehört.
In einem Interview mit dem Guardian zum zehnjährigen "Jubiläum" der Veröffentlichungen merkte er an, dass er nichts bereuen würde, denn: "Wir vertrauten darauf, dass die Regierung uns nicht reinlegen würde. Aber das taten sie. Wir haben den Technologieunternehmen vertraut, dass sie uns nicht ausnutzen. Aber das haben sie getan. Das wird wieder passieren, denn das ist die Natur der Macht."
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Verwendete Quellen:
Berliner Morgenpost: Whistleblower: Warum es für Snowden in Russland eng wird
Tagesschau: Wie Snowdens Enthüllungen bis heute wirken
Future Zone: Edward Snowden: Plötzliche Warnung vor ChatGPT – "vertraue niemals OpenAI"
The Guardian: No regrets,’ says Edward Snowden, after 10 years in exile