Während der Entschärfung einer Weltkriegsbombe in Hamburg-Wilhelmsburg musste sich die Hamburger Feuerwehr am gestrigen 5. Juli nicht nur mit der akuten Explosionsgefahr, sondern auch noch mit der Störung ihrer bislang gewohnten Krisenkommunikation auseinandersetzen.
Da Twitter-Chef Elon Musk am 1. Juli überraschend ein Zugriffslimit für nicht-verifizierte Accounts des Kurznachrichtendienstes einführte, stand mitten im Bombeneinsatz auch die Feuerwehr der Hansestadt plötzlich auf dem Schlauch.
Der Hintergrund: Um die Nutzer des Dienstes dazu zu bewegen, einen kostenpflichtigen "verifizierten Account" mit blauem Häkchen zu abonnieren, führte Musk vor wenigen Tagen kurzerhand neue Twitter-Spielregeln ein. Nutzer sollten mit verifizierten Accounts nur noch maximal 6.000 Beiträge pro Tag lesen, nicht verifizierte Accounts haben nur noch Zugriff auf höchstens 600 Beiträge täglich, neu angelegte nicht verifizierte Accounts müssen sich mit 300 sichtbaren Beiträgen pro Tag zufriedengeben. Nach Unmut aus den Reihen der Nutzerinnen und Nutzer kündigte Musk an, die entsprechenden Limits auf 8.000, 800 und 400 Beiträge anpassen zu wollen.
Dies führte am Abend der Bombenentschärfung nicht nur dazu, dass die von der Feuerwehr versendeten Tweets rund um die Gefahrenlage womöglich viele betroffene hanseatische User, die ihr Tageslimit bereits ausgeschöpft hatten, nicht erreichen konnten. Da die Social-Media-Manager der Feuerwehr, die Twitter unter anderem dazu nutzen, um auf mögliche Hinweise und Warnungen anderer User zu reagieren, während des Einsatzes ebenfalls bald ihr Leselimit erreichten, konnten sie ihrer bisher gewohnten Krisenkommunikation plötzlich nicht mehr nachgehen.
"Ist das jetzt Euer Ernst, Twitter!?"
Ihren Unmut über diese Kommunikationspanne richteten sie mit einem saftigen Tweet direkt an die Twitter-Führungsetage. Unter einen Screenshot der entsprechenden Limit-Störungsmeldung kommentierten sie: "Ist das jetzt Euer Ernst, Twitter!? Wir haben eine aktive Entschärfung einer Fliegerbombe in Hamburg laufen und ihr schreibt wir haben unser Zugriffslimit erreicht??"
Viele Twitter-User schlossen sich der Empörung über das mutmaßlich brandgefährliche Leselimit an. Allerdings wurden auch kritische Stimmen laut, die sich fragten, wie sich die Feuerwehr und andere Rettungsdienste in ihrer Notfall-Kommunikation auf ein privat geführtes amerikanisches Unternehmen mit einer unberechenbaren Führungsetage verlassen können, statt für den Ernstfall eigene Kommunikationsstrukturen aufzubauen.