Der Graue Star ist durch eine physiologische Trübung der Augenlinse gekennzeichnet. „Es handelt sich um einen physiologischen Prozess, der sich allmählich einstellt. Die ersten Anzeichen sind unsichtbar, da das Gehirn sie kompensieren kann", erklärt die Augenchirurgin Dr. Stéphanie Zwillinger. Daher gibt es nur selten Warnzeichen. Ab 40 Jahren, wenn die Linse beginnt, ihre Rolle bei der Akkommodation weniger gut zu erfüllen, verdickt sie sich und wird allmählich trübe. „Auch wenn man klinisch sehen kann, dass die Linse trüber geworden ist, gelingt es uns trotzdem, den Patient:innen eine gute Sicht zu ermöglichen, indem wir nur die Brille wechseln“, erklärt die Expertin.
Grauer Star: Erste Anzeichen
Der Graue Star kann zu Komplikationen führen, wobei insbesondere das Risiko eines Glaukoms besteht. „Die Linse wölbt die Iris nach vorne. Das Kammerwasser hat dann nicht mehr genug Platz, um abzufließen, und es entsteht durch den geschlossenen Winkel ein Bluthochdruck im Inneren des Auges", erläutert Dr. Zwillinger. In diesem Fall kann die Person Kopfschmerzen, eine verminderte Sehschärfe, Schmerzen im Auge und eine Photophobie (Schwierigkeit, sich an die Helligkeit anzupassen, wird nachts durch Autoscheinwerfer gestört) haben. „Aber es gibt keine besonderen Anzeichen für den Grauen Star, außer dass ein hoher Blutdruck vorliegt“, erklärt die Augenärztin.
Auf einseitige Sehschwäche achten
Mit zunehmendem Alter schreitet die Entwicklung des Grauen Stars auf einer Seite oft schneller voran als auf der anderen. Gerade diese einseitige Abnahme der Weitsicht kann ein Anzeichen für einen Grauen Star sein, der mit einer Photophobie und einer unterschiedlichen Wahrnehmung von Kontrasten zwischen den beiden Augen einhergehen kann. „Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn die Person eine starke Kurzsichtigkeit oder Diabetes hat, zwei wichtige Risikofaktoren für einen frühen Grauen Star“, fügt Dr. Zwillinger hinzu.
Grauer Star: Ist er sichtbar, wenn man in das Auge schaut?
Wenn der Graue Star nicht weiß ist oder sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet, gibt es keine für die Person sichtbaren Anzeichen. „Es ist möglich, einen weißen Fleck am Auge zu sehen, wenn es sich um einen späten oder einen punktuellen Grauen Star handelt. Letzterer ist durch kleine Trübungen im zentralen Bereich des Auges gekennzeichnet", erklärt die Ärztin.
Beginnender Grauer Star: Was tun und wann zum Arzt gehen?
Abgesehen von Anzeichen für Komplikationen und erhöhtem Augendruck, die einen raschen Termin beim Augenarzt erfordern, ist der Graue Star kein Notfall. „Man macht eine vollständige Untersuchung und je nach Augeninnendruck und der Möglichkeit, die Sehschärfe mit einer Brille zu verbessern, entscheidet man sich für oder gegen eine Operation. Die einzige Behandlung des Grauen Stars ist nämlich chirurgisch", erklärt Dr. Zwillinger. Zunächst kann eine Brille ausreichen, aber wenn Komplikationen auftreten oder die Sehschärfe bei 6/10 liegt, die mit einer Brille nicht verbessert werden kann, dann ist eine Operation unumgänglich.
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Verwendete Quellen:
Gespräch mit Dr. Stéphanie Zwillinger, Augenärztin, Cabinet COP9, Paris
Aus dem Französischen übersetzt von Femme Actuelle