Professor Neil Ferguson vom Imperial College London erklärt kürzlich, dass der neue Stamm des Coronavirus 50 bis 70 Prozent ansteckender ist als der Originalstamm. Außerdem zeigt der in Südostengland entdeckte Stamm eine deutliche höhere Infektionsrate bei Kindern. Allerdings sind laut dem Wissenschaftler weitere Studien notwendig, um herauszufinden, ob dieser Covid-Stamm tatsächlich eine besondere Gefahr für Kinder darstellt.
Covid-Mutation besonders gefährlich für Kinder?
Ferguson räumt zwar ein, dass es in letzter Zeit auch eine Zunahme der Infektionszahlen mit dem Originalstamm bei Kindern gegeben habe, doch damit habe man gerechnet, da die Schulen in England nicht geschlossen worden sind:
Während des Lockdowns in England haben wir eine Verlagerung der Infektionen zu den Kindern festgestellt (…) und damit haben wir auch gerechnet, da der Lockdown die Kontakte von Erwachsenen reduziert hat, die Schulen aber geöffnet blieben.
Die Schulöffnungen stehen ja auch gerade in Deutschland ziemlich in der Kritik. Der Wissenschaftler fährt mit seinen Ausführungen zur Ausbreitung des Virus bei Kindern und Jugendlichen fort:
Doch über einen Zeitraum von fünf oder sechs Wochen konnten wir feststellen, (...) dass die Fälle der Variante bei unter 15-Jährigen statistisch deutlich höher waren als bei dem ursprünglichen Stamm. Wir untersuchen noch die Bedeutung dessen.
Höhere Übertragungsrate durch Kinder
Obwohl es sich dabei nach wie vor lediglich um eine Hypothese handelt, würde die gesteigerte Übertragung bei Kindern durch die Corona-Variante erklären, wie es zu der höheren Übertragungsrate kommt.
Professor Wendy Barclay ist Mitglied der britischen Beratungsgruppe für neue und aufkommende Bedrohungen durch Atemwegsviren (NervTag), sie erklärt, dass der Trend zur erhöhten Infektion bei Kindern darauf hindeutet, dass der neue Stamm sich besser an die menschlichen Zellen heften kann.
Weniger gefährdet
Während Kinder von dem ursprünglichen Stamm weniger gefährdet waren, deutet sich nun an, dass das Infektionsrisiko durch die neue Variante bei Erwachsenen und Kindern gleich ist. Peter Horby, Vorsitzender von NervTag, erklärt bei einem Briefing des Science Media Centres:
Heute Nachmittag haben sich wieder mehr als ein Duzend Wissenschaftler getroffen, mit ein paar neuen Gesichtern, die bei der Freitagssitzung nicht dabei waren. Wir sind wieder alle Daten sowie die zusätzlichen Analysen durchgegangen, sowohl anhand größerer Datensätze und mithilfe unterschiedlicher Methoden.
Der Professor am renommierten Imperial College in London bestätigt weiter, dass der neue Virusstamm tatsächlich deutlich ansteckender ist als der ursprüngliche Stamm. Dazu sagt er:
Schlussfolgerung des heutigen Abends ist, dass wir nun mit großer Wahrscheinlichkeit sagen können, dass diese Variante einen Übertragungsvorteil gegenüber anderen Varianten hat, die es aktuell im Vereinigten Königreich gibt.
Ansteckender aber nicht gefährlicher
Allerdings, ist dies nicht ganz so beunruhigend, wie es klingt, denn nur, weil dieser neue Stamm besser bekannt unter dem NamenVUI-202012/01 ansteckender ist, heißt das nicht, dass er auch gefährlicher ist. Der leitende wissenschaftliche Berater der UK-RegierungSir Patrick Vallance erklärt am 21. Dezember, dass es keinen Grund gebe, zu glauben, die neue Variante sei gefährlicher als das Original:
Es gibt keine Beweise dafür, dass der Krankheitsverlauf ein anderer ist, wenn man sich also damit infiziert, unterscheidet sich die Erkrankung von keiner anderen Covid-Infektion.
Außerdem erklärt er, dass der Impfstoff auch gegen den neuen Virusstamm helfen sollte. Wir müssen uns also zunächst einmal keine größeren Sorgen machen. Bleibt einfach weiterhin vorsichtig und schützt euch und andere.