Wahrscheinlich kennt ihr die Redewendung "über Nacht ergrauen". Sie geht mindestens auf das 19. Jahrhundert zurück und verweist auf die Beobachtung, dass manche Menschen nach einem größeren emotionalen Schock plötzlich graue Haare bekommen.
In der Tat kann es vorkommen, dass in Stressphasen Haar oder Bart plötzlich oder auch nur langsam grau werden. Aus diesem Grund ist anscheinend auch Barack Obama nach den acht Jahren seiner Amtszeit viel ergrauter gewesen. Auf was geht dieses Phänomen zurück?
Anders als altersgraue Haare
Haare können manchmal langsam oder auch in dicken Strähnen ganz ohne Vorwarnung grau werden. Wie kommt es dazu? Haarfollikel verfügen über eine bestimmte Menge an Melanin, unserem natürlichen Haarfärbemittel.
Wenn der Vorrat völlig aufgebraucht ist, wächst dann das Haar ohne Farbe weiter, weshalb es grau erscheint. Man glaubt, dass es auch ein Gen gibt, das für graues Haar verantwortlich ist.
Was geschieht allerdings aus wissenschaftlicher Sicht in unserem Körper, wenn wir unter Stress stehen? Man wird diesen Prozess doch wohl von dem des Alterns unterscheiden können? Hierzu sind verschiedene Untersuchungen durchgeführt worden und Forscher aus Harvard glauben, jetzt die Antwort gefunden zu haben.
Die tonangebende Rolle des Norepinephrins
Die Wissenschaftler aus Harvard haben die Wirkungen von autoimmunen Angriffen auf die Follikel untersucht, und zwar anhand von an Mäusen durchgeführten Versuchen.
Wenn wir gestresst sind, produziert unser Körper Norepinephrin, das auch als Noradrenalin bezeichnet wird. Dieser chemische Stoff funktioniert wie ein Neurotransmitter. Einfacher ausgedrückt wirkt er wie ein Hormon.
Noradrenalin ist auch ein chemischer Ausgangsstoff für Adrenalin, das ins Blut abgegeben wird, wenn wir unter Stress stehen ohne körperliche Höchstleistungen vollbringen.
All das hat dann ein alleiniges Ziel, nämlich unseren Körper in Aktionsbereitschaft zu versetzen: die Herzfrequenz ansteigen zu lassen, die Pupillen zu erweitern, die Darmtätigkeit herabzusenken usw. Bei ADHS spielt Noradrenalin auch eine Rolle.
Die Ausschüttung von Norepinephrin zieht aber auch eine Auswirkung auf unsere Gemütslage nach sich, auf unseren Schlaf sowie auf die Kontrolle über unsere Gefühle… Dennoch schlagen die Wissenschaftler aus Harvard vor, dass dieses Molekül dafür verantwortlich ist, dass in Stressphasen unser Haar schneller ergraut.
Zusätzlich zu all den schon genannten Funktionen soll Norepinephrin angeblich auch, als Folge auf einen Schock, unsere Melanozyt-Stammzellen aktivieren. Diese stellen das Pigment-Reservoir des Haars dar.
Dieses leert sich daraufhin immer mehr und ist es einmal aufgebraucht, wird das Haar unwiederbringlich grau. Möchtet ihr also dieses Phänomen umgehen, müsst ihr versuchen, euch eine Anti-Stress-Routine in eurem Alltag einzurichten.
Was haben denn Flecken von grauen Haaren zu bedeuten?
Aber was hat es dann zu bedeuten, wenn euer Haar langsam in Flecken ergraut? Hier steckt nicht unbedingt euer Stress dahinter. Es handelt sich vielmehr um ein auf Vitiligo zurückzuführendes Phänomen.
Darunter versteht man eine chronische Hautkrankheit, die auch als Weißfleckenkrankheit oder Scheckhaut bekannt ist. In diesem Fall ist der Körper von pigmentfreien Flecken übersäht, insbesondere an den Füßen, Händen und im Gesicht. Diese Pathologie verläuft allerdings völlig schmerzfrei.
Dieses Model beispielsweise hat Vitiligo und zeigt diese Hautkrankheit ganz offen, damit der Umgang damit natürlicher wird. Das war es dann schon, jetzt habt ihr alles erfahren, was man zu grauem Haar wissen muss!