In letzter Zeit erscheint eines der bemerkenswertesten Winter-Sternbilder, nämlich der Himmelsjäger Orion, etwas anders als sonst. Der Grund dafür ist, dass der Stern namens "Alpha Orionis" oder Beteigeuze, der Orions rechte Schulter bildet, weit weniger hell strahlt als bisher im 21. Jahrhundert.
Verschiedene Spekulationen
Könnte dies bedeuten, dass dieser Stern gerade stirbt und demnächst in einer Supernova implodieren wird? Ein Artikel von Forschern der Villanova University (USA), der am 8. Dezember in der Zeitschrift The Astronomer’s Telegram erscheint, stellt genau diese Hypothese auf. Seither häufen sich die verschiedensten Spekulationen.
Die Schätzungen der Lichtkurve, die vom Amerikanischen Verein Untersuchung von veränderlichen Sternen (AAVSO) durchgeführt werden, bestätigen, dass der Stern seit Oktober um + 0,2 Magnituden an Helligkeit eingebüßt hat. Üblicherweise liegt die Helligkeit des Sterns bei + 0,5 bis + 1,5 Magnituden.
Die derzeitige Veränderung ist auch mit bloßem Auge sichtbar, stellt aber an sich kein ungewöhnliches Phänomen für einen veränderlichen Stern wie Beteigeuze dar. Der Stern legt in seinem Strahlen nämlich einen Zyklus an den Tag, der durch verschiedene Prozesse um ihn herum verursacht wird. Dennoch lassen die aktuellen Ereignisse die Astronomen stutzig werden.
Die Hoffnung auf eine Supernova
Beteigeuze ist ein roter Riese, zwölf Mal größer als unsere Sonne und in etwa 700 Lichtjahre von uns entfernt. Der Stern ist zum einen aufgrund seiner Strahlkraft bekannt, zählt er doch zu den zehn hellsten Sternen am Nachthimmel. Laut den Wissenschaftlern verliert Beteigeuze nun jedoch diesen Platz, da der Stern es mit seiner derzeitigen Helligkeit nicht einmal mehr in die Top 20 schafft.
Abweichungen in der Strahlkraft werden seit 1836 beobachtet, und zwar erstmals durch den Astronomen Sir John Herschel. Seither wird der Stern ganz besonders überwacht – in ihm ruht nämlich das Potenzial einer Supernova ganz in unserer Nähe.
Beeindruckendes Phänomene
Supernovas sind beeindruckende Phänomene, die wir häufig in fernen Galaxien beobachten, doch seit der Erfindung der Teleskope wird noch nie eine Supernova in unserer Galaxie, der Milchstraße, verzeichnet. Zum letzten Mal soll es 1604 zu einem solchen Phänomen gekommen sein, nämlich die Supernova des Kepler-Sterns aus dem Sternbild Ophiuchus.
Im Übrigen sind rote Riesen wie Beteigeuze Sterne, die schnell leben und jung sterben. Sie verbrauchen ihren Wasserstoffvorrat in etwas weniger als 10 Millionen Jahren, „verbrennen“ also sozusagen ihre Energie und implodieren in weiterer Folge. Bei Beteigeuze kann es sein, dass der Stern erst in 100.000 Jahren implodiert - oder aber bereits morgen.
Eine Veränderung im Nachthimmel
Ist diese Abnahme in der Strahlkraft also ein Vorzeichen für ein spektakuläres Phänomen oder nur ein Fehlalarm? Die Astronomen sind unschlüssig. Eine Supernova in nur 700 Lichtjahren Entfernung wäre aber in jedem Fall eine ausgezeichnete Gelegenheit, um diese Erscheinung ganz genau zu beobachten.
Dafür würde nicht nur jedes optische Teleskop auf die Supernova ausgerichtet werden, sondern auch das Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory (LIGO) könnte die dadurch verursachten Gravitationswellen untersuchen. Bei all diesen Beobachtungen müssen wir uns außerdem keine Sorgen um unsere Sicherheit machen – wir befinden uns nämlich außerhalb des tödlichen Strahlbereichs von Beteigeuze, also außerhalb der Zerstörungszone, die 50 Lichtjahre beträgt.
Kommt es zur Supernova?
Auch wenn derzeit noch niemand mit Sicherheit sagen kann, worauf wir uns bei diesem berühmten Stern einstellen müssen, steigt aufgrund des ungewöhnlichen Verlusts an Strahlkraft die Hoffnung auf ein derartig außerordentliches astronomisches Phänomen.
Sollte es tatsächlich zu einer Supernova kommen, so wäre diese sehr gut von der Erde aus zu beobachten. Selbst mit bloßem Auge könnten wir sehen, wie die Leuchtkraft von Beteigeuze über Stunden oder Tage hinweg stetig ansteigt, bevor sie während einiger Monate immer schwächer wird und schließlich vollkommen erlischt.