Kaum hat sich das Leben nach der Corona-Pandemie wieder einigermaßen normalisiert, gibt es bereits neue beunruhigende Nachrichten. Aviäre Influenzaviren sind nach Ansicht von Virolog:innen extrem bedrohlich und haben "höchstes pandemischen Potenzial", insbesondere der Subtyp H7N9.
Der bisherige Verlauf der Vogelgrippe
Der Subtyp hat zudem eine ganz spezielle Eigenart: Rund ein Drittel der mit H7N9 infizierten Menschen überleben dies nicht. Besonders häufig erkranken außerdem Männer an dieser Influenza – und sterben auch deutlich öfter. Die ultimative und tödliche Männergrippe?
2013 infizierten sich in China erstmals Menschen an diesem Virus, das zuvor nur Vögel befallen hatte, erläutert ndr.de. Seither gab es bereits fünf endemische Wellen und der wie alle Influenzaviren höchst mutationsfreudige Erreger hat Potenzial für mehr. Da sind sich die Wissenschaftler:innen der interdisziplinären Hamburger Forschungsgruppe, die mit Forschenden des chinesischen Nationalen Influenza Zentrums zusammenarbeitet, sicher.
Ein entscheidendes Rätsel ist nun gelöst worden. Bislang war unklar, wieso die Verläufe von H7N9 vor allem bei Männern so besonders schwerwiegend sind. Zunächst hatten die Forschenden angenommen, dies liege daran, dass auf den chinesischen Geflügelmärkten vor allem Männer arbeiten und schlachten. Tatsächlich aber ist der Grund viel tiefgehender, wie sich gezeigt hat.
Auf die Hormone kommt es an
Gülsah Gabriel vom internationalen Forschungsteam stellt fest:
Wir haben tatsächlich herausgefunden, dass H7N9-Influenza die Hormonachse bei den Männern so beeinflusst, dass die männlichen Geschlechtshormone, vor allem das Testosteron, durch die Infektion stark reduziert wird.
Unsere Hormone sind wichtige Impulsgeber für das Immunsystem. Insbesondere das weibliche Östrogen aktiviert die Immunzellen, die dann die Erreger bekämpfen. Auch Männer verfügen über Östrogen, dieses entsteht durch Umwandlung des männlichen Hormons Testosteron.
Dabei gilt, je weniger Testosteron im Körper vorhanden ist, etwa bei älteren Männern, desto gravierender ist der Krankheitsverlauf der H7N9-Vogelgrippe. Denn es kann nicht genügend Östrogen hergestellt werden.
Tiefgreifender Unterschied der Geschlechter?
Außerdem kommt bei dieser Influenza-Form noch ein weiterer entscheidender Faktor hinzu. Die Viren scheinen auch gezielt die Hoden zu befallen, wodurch wiederum die Testosteron-Produktion zusätzlich reduziert wird. Es bringt bei Männern also nicht nur den Hormonhaushalt durcheinander, sondern senkt zudem die wichtige Immunantwort ihres Körpers.
Bei Pharmakotherapie.blog.de wird darauf hingewiesen, dass die Autor:innen der in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlichen Studie deshalb empfehlen, bei einer Infektion mit H7N9 die Sexualhormone der Betroffenen durchgängig zu überwachen.
Außerdem könne dies ein entscheidender Impuls sein, auch bei anderen Erkrankungen die unterschiedlichen Auswirkungen auf Männer und Frauen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Verwendete Quellen:
Ndr.de: Vogelgrippe: Eine Gefahrvor allem für Männer?
Pharmakotherapie.blog.de: Warum erkranken Männer schwerer an (Vogel)Grippe?