Bereits Ende April sind in Europa die ersten Warnungen zu hören. In einer am Donnerstag, den 14. Mai veröffentlichten Pressemitteilung schlagen nun auch die amerikanischen Gesundheitsbehörden Alarm und warnen das Gesundheitspersonal vor einer seltenen entzündlichen Erkrankung, die auch tödlich ausgehen kann. Die Krankheit betrifft nur Kinder und steht wahrscheinlich mit Covid-19 in Verbindung. Die Krankheit wird von den CDC, der obersten amerikanischen Gesundheitsbehörde, multientzündliches Syndrom bei Kindern (MIS-C) genannt.
Erste Meldungen Ende April
Von ersten Fällen dieses neuen Syndroms wird Ende April im Vereinigten Königreich berichtet: Die britische Gesellschaft für Kinderintensivmedizin (PICS) verbreitet eine Warnung der englischen Gesundheitsbehörde NHS England bezüglich eines Anstiegs schwerer Erkrankungen bei Kindern.
Wenige Tage später wird dasselbe Phänomen im Großraum Paris festgestellt: Etwa 20 Kinder scheinen an einem derartigen Syndrom zu leiden. "Es handelt sich um Kinder zwischen zwei und zehn Jahren, ohne erwähnenswerte Vorerkrankungen und ohne chronische Erkrankungen", erklärt Isabelle Kone Paut, Professorin für Kinderrheumatologie am Krankenhaus Kremlin-Bicêtre in Paris.
Die USA verzeichnen im Raum New York nun an die hundert Fälle, darunter mindestens drei Todesfälle. "Wenn Gesundheitspersonal Patienten unter 21 Jahren behandelt, die den Kriterien der MIS-C-Erkrankung entsprechen, muss es die Verdachtsfälle an die örtliche Gesundheitsbehörde melden", so die CDC.
Symptome, die an das Kawasaki-Syndrom erinnern
Symptome der Erkrankung sind Fieber sowie eine Entzündung mehrerer Organe, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht und für die es keine andere Diagnose gibt. Auch ein Kontakt mit Covid-19-Fällen oder eine nachgewiesene Coronavirusinfektion bei den jungen Patienten sind Kriterien, die auf das Syndrom hindeuten können. Die Ärzte, die Kinder mit MIS-C behandeln, beschreiben eine Ähnlichkeit der Symptome mit denen des Kawasaki-Syndroms. Bei letzterem Syndrom handelt es sich um eine Gefäßerkrankung, an der nur Kleinkinder erkranken und deren Ursache noch ungeklärt ist.
Die Rolle von Kindern bei der Ausbreitung des Coronavirus sowie die Reaktion von Kindern auf das Virus können noch nicht abschließend bewertet werden und erfordern weitere Studien. Die CDC halten jedoch fest, dass die Hypothese des MIS-C-Syndroms "für jeden Todesfall bei Kindern mit einer nachgewiesenen SARS-CoV-2-Infektion" herangezogen werden muss.
Laut Angaben des Kinderarztes Sunil Sood des Cohen-Gesundheitszentrums für Kinder in New York in einem Gespräch mit der AFP scheinen die Entzündungssymptome vier bis sechs Wochen nach der Virusinfektion bei den Kindern aufzutreten. Diese haben zu diesem Zeitpunkt also bereits Antikörper entwickelt. "Sie hatten das Virus, ihr Körper hat es bekämpft. Aber nun ist ihre Immunantwort anders und exzessiv", so die Einschätzung des Arztes.