Gegen Kreaturen zu kämpfen, die ihre Opfer in Zombies verwandeln, ist normalerweise nur aus Videospielen und Horrorfilmen bekannt. Aber auch die Natur hat einige Überraschungen parat. Ein Forscher hat den Kampf zwischen den parasitären Juwelwespen und Kakerlaken gefilmt, um die Verteidigungsstrategien letzterer gegen ihre Fressfeinde zu analysieren. Sein Artikel Wie man nicht zum Zombie wird ist frei zugänglich und wurde in der Zeitschrift Brain, Behavior and Evolution veröffentlicht.
Ein unheimliches Ritual
Die weibliche Juwelwespe (Ampulex compressa) ist - ähnlich wie diese Wespenart - keine gute Gesellschaft für Kakerlaken. Nach einem Stich in den Brustkorb, mit dem ihr Opfer vorübergehend gelähmt wird und der es daran hindert, sich zu verteidigen, sticht die Wespe in zwei bestimmte Hirnregionen der Schabe und führt damit eine Verhaltensänderung herbei. Die Kakerlake beginnt daraufhin, dem unwiderstehlichen Drang zu folgen, sich intensiv zu putzen.
Derweil macht sich die Wespe auf den Weg, um einen Bau zu graben, wo sie ihre krankhafte Mission zu Ende bringen wird. Sie bringt die noch lebendige Küchenschabe in diese improvisierte Unterkunft, legt ein Ei, das sie unten am Bein ihres Opfers befestigt und begräbt es unter Blättern und kleinen Steinen. Nun nimmt der wahre Horror seinen Lauf.
Wenn die Larve schlüpft, macht sie sich auf die Suche nach Futter. Sie labt sich zuerst an der Hämolymphe (eine Flüssigkeit, die bei Wirbeltieren dem Blut gleichkäme) der Kakerlake und dringt dann in ihren Bauchraum ein, um sie von innen heraus zu fressen. Dieses gruselige Mahl dauert ungefähr einen Monat. Man bezeichnet diese Wespe auch als Endoparasiten.
Ein wertvoller Fund für die Insektenkunde
Wenn man diese Geschichte kennt, kann man sich sehr gut vorstellen, warum die Kakerlaken ein großes Interesse daran haben, einem solchen Schicksal zu entgehen. Kenneth Catania von der Vanderbilt-Universität in Nashville wollte daher die Verteidigungsstrategien der Schaben untersuchen. Dazu drehte er eine beeindruckende Reihe von Kämpfen in Zeitlupe. Insgesamt wurden 55 Angriffe durch den Forscher aufgezeichnet.
Bei 28 von diesen Angriffen scheinen die Kakerlaken die Bedrohung nicht sofort wahrzunehmen, denn die Wespen brauchen im Schnitt nur elf Sekunden, um sie zu erreichen. Die wachsameren Exemplare unter den Küchenschaben setzen sich jedoch mit Schlägen mit den Hinterbeinen und den Stacheln am Körperende massiv zur Wehr. Siebzehn Schaben haben es geschafft, sich die Wespe ganze drei Minuten lang vom Leib zu halten, was Catania als Erfolg wertet.
Der experimentelle Kampf fand in einem geschlossenen Raum statt – hätte er sich draußen ereignet, so hätte die Kakerlake gute Chancen gehabt, zu fliehen. Diese Kämpfe ermöglichen es den Forschern, das Verhalten der Insekten besser kennenzulernen und zu verstehen, wie die Wespen es schaffen, die Kontrolle über das Gehirn ihrer Opfer zu erlangen und sie in Zombies zu verwandeln. Ganz schön viel Arbeit!
Was dagegen passiert, wenn eine Wespe gegen eine Spinne kämpft, seht ihr hier. Doch auch Wespen werden Opfer der Natur, wie das Beispiel der Feige zeigt.