Immer wieder machen Meeresforscher unerwartete Begegnungen mit sonderbaren Bewohnern der Ozeane. Einer der unglaublichsten Tiere ist der Fangschreckenkrebs. Er fällt im Wasser besonders durch seine Farbenpracht auf: Sein Körper ist grün, blau und rot und erinnert an den eines Pfauen. Er wird zwischen drei und 18 Zentimeter lang und lebt in den warmen Gewässern des Indopazifik.
Außergewöhnlicher Sehsinn
Ein Erkennungsmerkmal sind seine Fangarme, die denen einer Gottesanbeterin ähneln. Dank seiner Robustheit und hohen Widerstandsfähigkeit ist der Fangschreckenkrebs ein gefürchteter Jäger, der den Panzer seiner Beutetiere mit einer unglaublichen Kraft zerschlagen kann.
Ein weiteres herausragendes Merkmal des Fangschreckenkrebses ist sein außergewöhnlicher Sehsinn, der im Tierreich seinesgleichen sucht. Jedes seiner beiden Augen kann sich unabhängig bewegen und ist 360° drehbar.
Millionen von Farben
Dieser Krebs besitzt ein dreidimensionales Sehvermögen, denn seine Augen bestehen aus drei unabhängigen Pseudo-Pupillen, die über zwölf Lichtrezeptoren verfügen (im Vergleich dazu: Hunde haben zwei und Menschen drei). Diese Rezeptoren ermöglichen es ihm, Millionen von Farben zu erkennen, ebenso wie polarisiertes Licht, UV-Licht und Fluoreszenz.
Um zu verstehen, wie dieser ausgezeichnete Sehsinn funktioniert, untersuchen schwedische, australische und amerikanische Forscher die Gehirnstruktur des Krebses und veröffentlichen kürzlich die Studie in der Zeitschrift The Journal of Comparative Neurology.
Ein erstaunliches Tier
Wie kann so ein kleines Tier mit einem einfachen Gehirn die Informationen verarbeiten, die ihm von derart komplexen Augen geliefert werden? Die Antwort findet sich im nierenförmigen Körper: Das ist eine Masse mit Nervenzellen, die sich an der Innenseite jedes Augenstiels des Fangschreckenkrebses befindet.
Die Forscher erkennen nun, dass ein Gehirnareal namens Lobula "es dem Fangschreckenkrebs ermöglichen könnte, erstklassige visuelle Informationen zu speichern", wie der Neurowissenschaftler Nicholas Strausfeld der Universität Arizona erklärt.
Verarbeitung von Gerüchen
Der Hirnstiel, eine Nervenstruktur, die üblicherweise bei Insekten zu finden ist, könnte ebenfalls diesen unglaublichen Sehsinn erklären. Diese Struktur, die für die Lernfähigkeit und den Geruchssinn zuständig ist, findet man bei Krebstieren üblicherweise nicht, doch Stomatopoden, also Fangschreckenkrebse, haben einen Körper, der dieselben Funktionen zu erfüllen scheint.
"Die Tatsache, dass wir nun beweisen können, dass der nierenförmige Körper auch mit dem Hirnstiel zusammenhängt und ihm Informationen liefert, deutet darauf hin, dass die Verarbeitung von Gerüchen an derselben Stelle stattfindet, an der sich bereits visuelle Erinnerungen befinden", berichtet Nicholas Strausfeld. Der Fangschreckenkrebs verfügt also über ein System, mit dem er Gedächtniszentren duplizieren und somit all seine komplexen visuellen Daten speichern kann.