Totenkult in Indonesien: Verstorbene verbleiben bei der Familie

Das südostasiatische Land Indonesien mit seinen 277 Millionen Einwohner:innen ist ein Sinnbild der Verwebung von technischem Fortschritt und fortlaufendem Ahnenkult der verschiedenen Ethnien. Auf einer Insel des Staates gibt es eine ganz besondere Tradition.

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© John Elk III@Getty Images
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Indonesien ist bekannt für interessante Entdeckungen. Vor 60 000 bis 700 000 Jahren hat es dort die Affenmenschen-Art Homo floresiensis gegeben, die auch als Hobbits bezeichnet werden. Wissenschaftler:innen haben 2022 die intakte DNA einer Frau, die vor rund 7 200 Jahren lebte und die in einer Höhle auf der indonesischen Insel Sulawesi gefunden wurde, extrahiert. Doch das ist nicht der einzige Grund, weswegen der Namen dieser Insel euch etwas sagen kann.

Die Verstorbenen verbleiben in der Familie

Manche Menschen entscheiden sich für eine Beerdigung, andere für eine Einäscherung. Doch auf Sulawesi gibt es einen besonderen Totenkult. Die Toraja, eine der in Indonesien vorkommenden Ethnien, begräbt ihre Liebsten nach deren Ableben nicht. Die Toten bleiben Teil der Familie.

Um das möglich zu machen, wird den Verstorbenen Formaldehyd gespritzt. Dies verlangsamt den Verwesungsprozess. Bei Babys sieht das Ganze anders aus. Wenn Säuglinge versterben, werden diese sofort in ein Laken gewickelt und in eine Holzkiste gelegt. Diese kommt dann in einen dafür ausgehöhlten Baum. So werden sie wieder eins mit der Natur.

Nahrung und Kleidung für die Vorfahren

Die Toraja lassen die Verstorbenen am Familienleben weiter teilhaben, als wäre nichts gewesen. Sie haben ihr eigenes Zimmer, bekommen Nahrung und werden weiter angekleidet. Gerne unterhalten sie sich auch mit ihnen über das, was in ihrem Leben passiert, oder gehen mit ihnen spazieren.

Die Mitglieder:innen dieser Ethnie glauben daran, dass ihre Verwandten nur schlafen. Also können sie diese von nichts ausschließen, was das diesseitige Leben betrifft. Und dies kann jahrelang so gehen, bis nicht mehr viel von ihnen übrig ist. Aber es gibt einen Grund für die Entstehung des Kults.

Eine große Totenfeier ist sehr teuer

Die endgültige Beisetzung, eine Totenfeier mit dem Namen "Rambu Solo", ist nötig, damit die Seele unsere Welt verlassen kann. Doch ist dieses Fest sehr aufwendig und damit auch teuer. Bis zu 50 000 Dollar können die Kosten betragen, was nicht nur in Indonesien jahrelanges Sparen voraussetzt.

Doch auch nach der Beisetzung der Toten, die dann in Särgen aufbewahrt, aber nicht vergraben werden, geht die Ahnenpflege mit dem Ritual "Ma’nene" weiter. Alle paar Jahre holen die Familien ihre Lieben aus den Grabstätten, reinigen die Toten, kleiden sie neu ein und geben ihnen alles Weltliche, was sie brauchen.

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Verwendete Quellen:

Travelbook:Totenkult in Indonesien: Hier „leben“ Verstorbene noch jahrelang mit ihren Familien

Bild: Bizarrer Totenkult: Die Insel der lebenden Leichen

Neozone: En Indonésie, la tribu Toraja « enterre » leurs bébés morts dans le tronc d’un arbre

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