James Bisset schreibt in sein 1959 veröffentlichtes Logbuch: "Der Mond scheint nicht, doch die Polarlichter funkeln wie Strahlen des Mondes am nördlichen Horizont."
Am 14. April 1912 befindet er sich an Bord der Carpathia, eines der ersten Schiffe, die auf den Notruf der sinkenden Titanic reagiert. Aus seinem Bericht geht hervor, dass sich zum Zeitpunkt dieser Tragödie ein wahres Himmelsspektakel in Grün- und Rosatönen abspielt.
Sonnensturm und Schiffsbruch
Mila Zinkova, Wissenschaftlerin der Universität in Kalifornien, hat unterschiedliche Zeugenaussagen zu dem Untergang der Titanic untersucht. Sie alle lassen darauf schließen, dass das Himmelszelt an diesem Abend von bunten Lichtern erhellt wurde, die laut der Wissenschaftlerin durch einen Sonnensturm hervorgerufen wurden.
Sie ist sich sicher, dass dieses Phänomen eine Mitschuld an der Titanic-Katastrophe trägt. Eine Theorie, zu der im August 2020, in der Royal Meteorological Society, Weather ein Artikel erschienen ist.
Grund für diese Annahme ist die Tatsache, dass wenn elektrisch geladene Partikel der Sonne sich über der Erde ergießen, sich die Magnetfelder unseres Planeten in Richtung der Pole verlagern.
In Zeiten hoher Sonnenaktivität steigen diese Partikel in die Hochatmosphäre der Pole auf, wo sie in Kontakt mit Gasen treten und so die Polarlichter entstehen. Diese geomagnetischen Stürme können gleichzeitig auch unserer Technik in die Quere kommen, indem sie Kompasse und Funkverbindungen beeinträchtigen.
Umstrittene Vermutungen
Für Mila Zinkova besteht die Möglichkeit, dass die Lichter, die am 14. April 1912 am Himmel beobachtet wurden, auf einen solchen Sonnensturm hindeuten, der die Kompasse "verwirrt" und das Schiff in Richtung Eisberg geschickt hat.
Auf Nachfrage des Business Insiders halten andere Experten diese Theorie jedoch für recht unwahrscheinlich. Trotz der Intensität der Polarlichter zeigen die geomagnetischen Aufzeichnungen aus der Nacht nur eine schwache Aktivität im Erdmagnetfeld, die nicht ausreicht, um als Sturm eingestuft zu werden.
Dennoch ist es möglich, dass die Nordlichter eine Rolle für den Ablauf des Ereignisses gespielt haben. Sollten sie tatsächlich die Funkverbindung gestört haben, würde dies erklären, warum das nächstgelegene Kreuzfahrtschiff La Provence nie einen Notruf von der Titanic erhalten hat oder warum man auf der Titanic nie die Antwort der du Mont Temple bekommen hat.
Die meisten Historiker gehen jedoch nach wie vor davon aus, dass der tragische Untergang der Entscheidung von Kapitän Edward Smith zuzuschreiben ist, der das Schiff mit voller Geschwindigkeit in vereistes Wasser gesteuert hat.