Viele Berufsgruppen arbeiten regelmäßig die Nächte durch - und begehren damit gegen ihre innere Uhr auf. Nicht nur aufgrund von Müdigkeit ist dies für den Körper besonders belastend - laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) solle sich auf Basis von Studien ihre frühere Einschätzung bestätigt haben, dass Nachtarbeit wahrscheinlich krebserregend sei.
Kontroverse Ergebnisse
Hierbei falle das Arbeiten in Nachtschicht in die Gruppe 2A - wahrscheinlich karzinogen. Dazu gehören auch etwa der umstrittene Pflanzenschutz-Wirkstoff Glyphosat und der Verzehr von rotem Fleisch. Laut der in Lyon ansässigen Agentur gebe es "eingeschränkte Nachweise", dass Nachtarbeit zu Tumoren in Brust, Prostata und Darm führen könne. Diese Einstufung gelte aber nicht als Risikobewertung.
Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, erklärt hierzu, dass Aussagen über die Wahrscheinlichkeit, dass Nachtarbeit Krebs auslöst, schwer zu treffen seien.
Demnach könne die Bewertung der Experten lediglich die Frage klären, ob nächtliche Schichtarbeit einen Einfluss auf das Krebsrisiko habe. Die IARC hatte die Nachtarbeit erstmals 2007 als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Zeeb erklärt:
Wie groß der Einfluss der Nachtarbeit auf das Krebsrisiko ist, lässt sich mit dieser Einschätzung nicht klären. Dazu bräuchte es eine sogenannte Risikobewertung.
"Einordnung der biologischen Befunde ist teils hochkompliziert"
Bisher waren die Forscher davon ausgegangen, dass Schichtarbeit generell krebserregend sein könnte. Die neuen Studien, die von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus 27 Wissenschaftlern aus 16 Ländern, geführt wurden, zeigen nun aber, dass vor allem jene Arbeit zu Zellveränderungen führen kann, bei der der Tag-Nacht-Rhythmus gestört wird. Zeeb, der Teil dieser wissenschaftlichen Expertenkommission ist, erläutert:
Es war eine in weiten Teilen durchaus kontrovers geführte Diskussion der wissenschaftlichen Daten zum Thema. Einige neuere Studien fanden keinen Zusammenhang zwischen Nachtschichtarbeit und Krebs, andere wiederum zeigten überzeugend Risiken auf. Und die Einordnung der biologischen Befunde ist teils hochkompliziert.