Seit bald einem Jahr ist unser Alltag geprägt von Hygiene-Maßnahmen, Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren. Das wirkt sich auch auf die Stimmung in der Bevölkerung aus. Viele sehen den Impfstoff als einzige Lösung. Andere gehen dagegen auf die Straße. Die Corona-Pandemie spaltet die Bevölkerung.
"Glück" mit dem Coronavirus
Dennoch hätten wir Glück mit dem Coronavirus, erklärt der US-amerikanische Medizinsoziologe Nicholas Christakis dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Diese Aussage erklärt er folgendermaßen:
Bei Sars-1 starben 2003 zehn Prozent der Menschen, die sich angesteckt hatten, bei Mers 2015 sogar 30 Prozent – das waren beides ebenfalls Coronaviren.
Absolut betrachtet wirkt die Krankheit vielleicht nicht bedrohlich, relativ betrachtet ist sie das aber allemal, so der Experte. Trotzdem fällt es vor allem jungen Menschen schwer, den Ernst der Lage zu verstehen, da die Wahrscheinlichkeit zu sterben für sie sehr gering sei.
Vielen ist die Gefahr nicht bewusst
Das Coronavirus dürfte nach der Spanischen Grippe 1918 vermutlich der zweitschlimmste Ausbruch eines Atemwegserregers sein, sagt Christakis. Das ist aber vielen so nicht bewusst.
Es ist viel wahrscheinlicher, dass Bekannte eine Infektion sehr gut überstehen. Und so denken die Menschen in der Umgebung vielleicht – das ist harmlos. Aber das ist die falsche Schlussfolgerung.
Er findet es daher richtig, dass die Staaten weltweit durchgreifen, um die Bevölkerung vor dem Coronavirus zu schützen – äußert aber Bedenken gegenüber dem Vorgehen in Deutschland.
Unterschiedliche Regeln in den einzelnen Bundesländern hält er für schwierig, schließlich kennt ein Virus keine Grenzen: "Wenn ein Bundesland strikt ist und ein anderes nicht, ist das keine gute Strategie."
Ökonomische Folgen werden uns noch lange verfolgen
Der Impfstoff ist eine gute Nachricht, die Pandemie ist dadurch aber noch lange nicht vorbei. An den psychischen und ökonomischen Folgen, die sie überall ausgelöst hat, werden wir wohl noch lange knabbern müssen.
Auf die Frage, ob das Virus unseren Lebensstil nachhaltig verändern wird, meint der Medizinsoziologe im RND-Interview, dass das schwer vorauszusagen ist. Er vermutet jedoch, dass der Handschlag für immer verschwinden und Geschäftsreisen stark abnehmen könnten.
Am Ende gibt auch Christakis einen kleinen Hoffnungsschimmer: Zeiten würden sicher wieder "normaler" werden und irgendwann kann man bestimmt auch wieder anständige Partys feiern.
Keine Sorge. Nach der Spanischen Grippe kamen auch die wilden Zwanziger Jahre.