An der Ohio State University werden im Jahr 2011 von der Psychologieprofessorin Dr. Terri Fisher 163 Studentinnen und 120 Studenten zum Thema Sex befragt. Die ProbandInnen sind zwischen 18 und 25 Jahre alt und füllen zu Beginn der Studie einen Fragebogen über ihre sexuelle Einstellung, ihre Ess- und Schlafgewohnheiten aus, bevor sie tracken sollen, wie häufig sie am Tag an Essen, Sex und Schlafen denken.
Sexuell orientierte Studie
Die TeilnehmerInnen gehen also davon aus, dass die Studie sich um ihr Sexualverhalten, ihr Ess- und ihre Schlafgewohnheiten dreht. Tatsächlich konzentriert die Studie sich aber gänzlich auf den sexuellen Aspekt und die beiden anderen biologischen Bedürfnisse werden als Ablenkung mit in den Fragebogen aufgenommen.
Doch im Nachhinein geben die Ergebnisse zum Essen und zum Schlafen der Wissenschaftlerin wichtige Erkenntnisse im Bezug auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Dr. Terri erklär gegenüber Ohio State News:
Da wir uns diese anderen Arten von bedürfnisbezogenen Gedanken angesehen haben, haben wir festgestellt, dass es nicht nur einen Geschlechtsunterschied in Bezug auf Gedanken über Sex gibt, sondern auch in Bezug auf Gedanken über Schlaf und Essen.
Und weiter:
Es deutet darauf hin, dass Männer mehr dieser Gedanken haben könnten als Frauen oder dass es ihnen leichter fällt, diese Gedanken zu identifizieren. Es ist schwierig zu wissen, aber was klar ist, ist, dass sie nicht nur mehr Zeit mit Gedanken an Sex verbringen, sondern auch mit anderen Themen, die mit ihren biologischen Bedürfnissen zu tun haben.
So häufig denken wir an Sex
Männer denken alle 33 Minuten ans Schlafen und alle 38 Minuten ans Essen. Frauen hingegen denken alle 62 Minuten ans Essen und alle 72 Minuten an einen Mittagsschlaf. Und beim Sex? Männer haben alle 28 Minuten erotische Gedanken, Frauen hingegen nur alle 50 Minuten, d.h. 18,6 Mal am Tag. Damit ist das Stereotyp, Männer würden alle sieben Sekunden an Sex denken, entkräftet (mehr dazu s. Video).
Nimmt man alle Kategorien zusammen, fällt auf, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die Anzahl an sexuellen Gedanken nicht größer ist als bei den Gedanken ans Essen und Schlafen: Die männlichen Teilnehmer haben angegeben, zwischen ein und 388 Mal an Sex gedacht zu haben. Im Vergleich dazu haben Frauen zwischen ein und 140 Mal pro Tag an Sex gedacht. Terri sagt dazu:
Für Frauen ist das eine breitere Spanne, als viele Leute erwartet hätten. Und es gab keine Frauen, die von null (sexuellen) Gedanken am Tag berichteten. Frauen denken also auch über Sexualität nach.
Sozialer Druck
Interessant an der Studie ist aber auch eine Auffälligkeit, die Dr. Terri bei einigen Frauen beobachtet hat. Frauen, die in dem Fragebogen eine hohe Punktzahl beim Thema "sozial akzeptabel" zu sein erzielt hatten, gaben weniger häufig an, an Sex zu denken.
Die Forscherin erklärt es sich damit, dass diesen Frauen, ihr äußeres Erscheinungsbild besonders wichtig ist, also wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Und da das häufige an Sex denken nicht mit den typischen Erwartungen an Frauen übereinstimmt, geben diese Frauen an, weniger häufig an Sex zu denken. Sie versuchen zu steuern, wie sie auf andere wirken.
Tatsächlich handelt es sich dabei aber um ein nun nachgewiesenes falsches Stereotyp: auch Frauen denken täglich an Sex, wenn auch nicht so häufig wie Männer im Durchschnitt. Zum anderen Stereotyp, nämlich dass Männer alle sieben Sekunden an Sex denken würden, gibt es noch mehr Informationen in dem Video weiter oben.