Glaubten die alten Hochkulturen wie die Ägypter an Geister? Das verrät eine babylonische Tafel von vor 3 500 Jahren. Die vor kurzem analysierten Darstellungen enthüllen die älteste bekannte Darstellung eines Geistes.
Eine 3.500 Jahre alte babylonische Tafel
The First Ghosts ist ein Buch, das am 28. Oktober von Dr. Irving Finkel, dem Kurator der Nahost-Abteilung des British Museum, veröffentlicht wird. Der Kurator, der für die 130.000 Keilschrifttafeln des berühmten Museums zuständig ist, ist Philologe und hat sich auf Assyriologie spezialisiert, d. h. auf das Studium der alten Kulturen Mesopotamiens und des Nahen Ostens anhand von Schriften aus dieser Zeit.
In seinem Buch widmet sich der Spezialist Keilschrifttexten, genauer gesagt einer 3.500 Jahre alten babylonischen Tafel. Ihm zufolge ist dies die älteste bekannte Spur einer Geisterdarstellung. Die Steintafel, die das Museum im 19. Jahrhundert erworben hat, lässt eine verborgene Zeichnung in einem anderen Licht erscheinen.
Ein Ritual, um Seelen ins Jenseits zu schicken
Auf der Tafel, die ihr euch im Video ansehen könnt, sind die von den Kuratoren gezogenen Linien deutlich zu erkennen. Ursprünglich waren sie bei Tageslicht nicht sichtbar. Dem Fachmann zufolge handelt es sich bei der Figur auf der linken Seite um den Geist einer Frau, deren Hände gefesselt sind. Sie wurde von ihrem jungen Liebhaber verschleppt.
Nach Irvins Interpretation würde der Mann sie auf ihrer Reise zurück ins Jenseits begleiten. Außerdem sind auf der Rückseite der Tafel Inschriften zu finden, die das Verfahren zur Befreiung eines Geistes beschreiben. Das Ritual sieht vor, dass man sich bei Tagesanbruch in Richtung Sonne stellt und zwei Vasen mit Bier, ein Weihrauchfass mit Wacholder und die Figur eines Mannes und einer Frau auf den Boden stellt.
Zum Schluss musste man eine Beschwörungsformel aufsagen. Seid vorsichtig, falls ihr jemals versuchen solltet, einen Geist aus deinem Haus zu vertreiben. Die Inschrift endet mit einer Warnung: "Schaut euch nicht um." Hatten wir nicht vor...