Es ist nichts Neues, dass sich gerade die jungen Menschen in Europa Sorgen über die Klimakrise und ihre Folgenmachen. Eine Studie der französischen Umwelt- und Energieagentur stützt diesen Eindruck mit neuen Daten.
Jugend verhält sich wie die Alten
Das Erstaunliche (und Erschreckende): Die Forscher erklären, dass sich das Verhalten der jungen Menschen "nicht maßgeblich von dem der älteren Generationen unterscheidet".
Neue Forschungsergebnisse der Universität Göteborg (Schweden) könnten Licht in die Hintergründe dieses Widerspruchs bringen: Wir neigen nämlich dazu, unser eigenes umweltfreundliches Verhalten zu überschätzen - und zwar unabhängig davon, welcher Altersgruppe wir angehören.
Besser als die anderen
Um zu diesem Schluss zu kommen, laden die Forscher 4.000 Personen aus Schweden, den USA, England und Indien zu ihrer Studie ein. Die Teilnehmer müssen angeben, wie häufig sie einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, also etwa:
- wie viel sie recyceln,
- wie oft sie Energie sparen,
- nachhaltige Transportmittel nutzen,
- Plastik reduzieren oder auf Plastik verzichten,
- umweltfreundlich einkaufen,
- Wasser sparen,
- Müll vermeiden,
- Dinge wiederverwenden oder upcyceln usw.
Außerdem werden sie befragt, wie sie ihr eigenes Verhalten im Vergleich zu dem ihrer Mitmenschen bewerten. Die Ergebnisse, die im November in der Fachzeitschrift Basic and Applied Social Psychologyveröffentlicht werden, fördern ein interessantes Phänomen zutage: Die meisten Versuchsteilnehmer sind davon überzeugt, dass sie im Durchschnitt mehr tun als die anderen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie sich mit Fremden oder ihren Freunden vergleichen.
Auch Freiwillige überschätzen häufig den Beitrag, den sie durch regelmäßiges Verhalten leisten. Die meisten sitzen dem Trugschluss auf, dass sie, wenn sie viel tun, automatisch auch mehr tun als andere.
Mehr denken, weniger tun
Vorhergehende Studien zeigen bereits, dass wir unsere eigenen Fähigkeiten oft überschätzen. Das gilt etwa auch für die Bereiche Autofahren oder Kreativität. Magnus Bergquist, Forscher im Bereich Umweltpsychologie, erklärt in einer Pressemitteilung:
Diese Studie zeigt, dass der "Besser-als-der-Durchschnitt"-Effekt auch auf umweltfreundliches Verhalten zutrifft.
Das Problem dabei ist, dass wir unsere Handlungsmotivation verlieren, wenn wir denken, wir seien besser als die anderen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir weniger respektvoll mit der Umwelt umgehen, wenn wir uns für umweltfreundlicher als die Menschen in unserem Umfeld halten (das Ergebnis sind dann z.B. Tiere, die wegen der Verschmutzung qualvoll sterben müssen).
Forscher fordert mehr Realismus
Laut Bergquist sollten wir unsere eigenen Bemühungen realistischer betrachten, um nicht in die Falle dieses übertriebenen Optimismus zu fallen:
Wenn man logisch darüber nachdenkt, kann nicht die Mehrheit der Menschen umweltfreundlicher handeln als andere. Diese Falschannahme kann korrigiert werden, wenn man diesen Personen klarmacht, dass sich die anderen tatsächlich auch umweltfreundlich verhalten. Dadurch kann eine soziale Norm geschaffen werden.