Britische Forscher:innen der Universitäten Cambridge und Cardiff haben eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht. Im Südwesten Englands, innerhalb der Sandsteinklippen, die sich entlang der Küste von Devon und Somerset erstrecken, haben sie einen Wald aus versteinerten Bäumen der Gattung "Calamophyton" identifiziert und analysiert.
Seltsame Bäume aus grauer Vorzeit
Diese haben sie an ihrem dünnen, in der Mitte hohlen Stamm erkannt. Ihre Äste hatten keine Blätter, sondern Zweige. Je größer die Bäume wurden, desto mehr Äste verloren sie. Sie bildeten eine Art Teppich auf dem Boden und sammelten sich in den Sedimenten an, bis sie die Landschaft neu gestalteten.
Die Wissenschaftler:innen veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse am 24. Februar im Journal of the Geological Society.
Die Expert:innen schätzen, dass der Wald vor 390 Millionen Jahren entstanden ist und somit der älteste (bislang bekannte) Wald seiner Art wäre. Sollte sich dies bewahrheiten, würde er den bisherigen Rekordhalter, einen versteinerten Wald in den USA im Bundesstaat New York, vom Thron stoßen. Ein weiteres Phänomen hat die Menschen zuletzt in China in Erstaunen versetzt - dort gibt es tatsächlich einen "Wald aus Stein". Auch andere Ausgrabungen haben besondere Dinge zutage gefördert - so etwa ein "außerirdisches" Mineral das in einem Blitz-Fossil gefunden wurde, oder auch dieses 200 Millionen Jahre alte Fossil, das ein Kind am Strand entdeckt hat.
Ein Wald unter Devon
Das Alter, das die Forscher:innen dem Wald zuschrieben, impliziert, dass er sich während einer Zeit von vor 419 Millionen Jahren bis 358 Millionen Jahren vor unserer Zeit vermehrt hat. Dieses Zeitalter, dem das Silur vorausging und das Karbon folgte, ging mit einer Ausbreitung des Lebens, insbesondere im Wasser, einher. Daher wird es oft als "Zeitalter der Fische" bezeichnet: Die Wirbeltiere, die unsere Erde bevölkerten, lebten ausschließlich in aquatischen Umgebungen.
Die Region, in der die britischen Forscher:innen diesen versteinerten Wald identifizierten, gehörte damals nicht zu England, sondern zu Teilen Belgiens und Deutschlands. Das Gebiet, das wir heute kennen, bestand aus einer halbtrockenen Ebene, die von Flusskanälen durchzogen war. Es war ein relativ seltsamer Wald, nicht im Sinne der Wälder, die man heute kennt", sagt der Forscher Neil Davies, Hauptautor der Studie, in einer Pressemitteilung. Es gab [damals] nicht wirklich Unterholz und das Gras war noch nicht aufgetaucht."
Wertvolle Wurzelsysteme
Im Vergleich zu den Bäumen, die heute unsere Landschaften prägen, waren diese Pflanzen kleiner, so die Spezialist:innen in den Schlussfolgerungen ihrer Studie. So waren die größten von ihnen "nur" zwischen zwei und vier Metern hoch. Im Sandstein erhaltene Sedimentstrukturen, Holzstämme, Pflanzen sowie Spuren von Wurzeln wurden von den Akademiker:innen identifiziert.
Die Forscher:innen sind überzeugt, dass diese Elemente aufgrund ihrer Wurzelsysteme zur Stabilisierung des Ufers beigetragen haben. "Die Beweise in diesen Fossilien haben eine Schlüsselphase in der Entwicklung unseres Planeten konserviert", resümiert Neil Davies und erinnert sich an "eine Zeit, in der Flüsse begannen, auf eine grundlegend andere Weise zu funktionieren, als sie es bis dahin getan hatten".
Auch interessant:
⋙ Dinosaurierkopf kann dank fast vollständigen Fossils rekonstruiert werden
⋙ Perfekt erhaltenes Dino-Fossil mit Panzer erfreut Forschende
⋙ Riesen-Ameisenkönigin: 47 Millionen Jahre altes Fossil fasziniert Forschende
Verwendete Quellen:
Journal of the Geological Society: Earth's earliest forest: fossilized trees and vegetation-induced sedimentary structures from the Middle Devonian (Eifelian) Hangman Sandstone Formation, Somerset and Devon, SW England
Berliner Morgenpost: "390 Millionen Jahre alt: Überreste des ältesten Waldes der Welt entdeckt"
Aus dem Französischen übersetzt von GEO