Wer wäre nicht gerne einmal unsichtbar? Im alltäglichen Leben hätte das in so manchen Situationen viele Vorteile. Forscher haben es jetzt geschafft, zumindest vor Moskitos und den tödlichen Krankheiten, die sie verbreiten, unsichtbar zu werden.
Gelbfiebermücken entscheiden sich für dunkle Flecke
Das gilt vor allem für die Aedes aegypti-Mücke, auch Gelbfiebermücke oder Ägyptische Tigermücke genannt, die dunkle visuelle Signale zur Jagd nutzt und Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue-Fieber, Zika-Fieber und einige andere Viruserkrankungen übertragen kann. Angezogen werden die Tiere vom Kohlendioxid, das wir beim Ausatmen abgeben. Auch andere Signale unserer Haut wie Hitze, Feuchtigkeit oder Gestank nehmen die Tiere wahr. Haben sie aber die Wahl, entscheidet sie sich immer für einen dunklen Fleck, beispielsweise dunkle Kleidung. Das haben Wissenschaftler schon 1937 beobachtet.
Was damals aber weitgehend unbekannt blieb, ist der molekulare Mechanismus, mit dem die Gelbfiebermücke ihre Ziele visuell wahrnimmt. Diesen zu untersuchen und uns für die Mücken quasi unsichtbar zu machen, war das Ziel einer in der Zeitschrift Current Biology veröffentlichten Studie. "Je besser wir verstehen, wie sie [die Gelbfiebermücken] den Menschen wahrnehmen, desto besser können wir die Mücke auf umweltfreundliche Weise kontrollieren", sagt Hauptautor der Studie Yinpeng Zhan der New York Times.
Proteine der Mücken wurden verändert
Für ihre Untersuchungen haben die Forscher mithilfe der CRISPR/Cas-Methode, einer molekularbiologischen Methode, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern, das Rhodopsin-Protein Op1 ausgeschaltet. Dieses kommt am häufigsten in den Augen der Mücke vor und schien für die Wissenschaftler der beste Ansatz, um das Sehvermögen der Tiere zu beeinträchtigen. Dafür injizierte Dr. Zhan die Mutation in Tausende winzige Mückeneier.
Versuche mit den herangereiften Tieren zeigten allerdings keine nennenswerten Veränderungen in ihrem Verhalten. Sie fühlten sich immer noch zu dunklen Flecken hingezogen. Gleiche Ergebnisse zeigten sich, als die Forscher statt des Op1- das Op2-Protein ausschalteten. Erst als sie beide Proteine ausschalteten, flogen die Mücken ziellos umher und zeigten keine Präferenz zwischen hellen und dunklen Flecken.
Sind sie blind?
Im nächsten Schritt wollten die Forscher wissen, ob diese von ihnen geschaffenen Doppelmutanten komplett blind sind oder nur ihre Fähigkeit verloren haben, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Dafür haben sie getestet, ob sie sich in die Richtung von Licht bewegen und Elektroden an ihre Augen angeschlossen, um zu sehen, ob sie weiterhin elektrophysiologisch auf Licht reagieren. Beide Tests haben die Tiere bestanden und sind damit nicht ganz blind.
Die Arbeit der Wissenschaftler könnte als Grundlage für künftige Strategien zur Kontrolle von Mückenpopulationen dienen und damit die Verbreitung von schweren Krankheiten eindämmen. Wenn weibliche Moskitos ihre Wirte nicht sehen könnten, wäre es für sie schwieriger, das für die Entwicklung ihrer Eier erforderliche Blut zu finden.