Der Abbruch eines gigantischen Eisbergs in der Ostantarktis bringt zum Vorschein, was jahrzehntelang durch eine extrem dicke Eisschicht vom Sonnenlicht angeschnitten gewesen ist.
Die Forscher finden ein überraschend artenreiches Ökosystem. Wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Mittwoch mitteilt, handle es sich bei diesem Fund um eine "sehr seltene Momentaufnahme".
Eisberg mit der Fläche Londons abgebrochen
Der Eisberg mit dem Namen A 47 misst 1270 Quadratkilometer, was nahezu der Fläche des Großraums London oder der Hälfte der Fläche des Saarlands entspricht.
Vor rund drei Wochen ist A 47 vom sogenannten Brunt-Schelfeis abgebrochen und hat die in der Nähe befindliche Forschungsstation Halley VI wegen der Gefahr, abzutreiben in Schrecken versetzt.
Doch die Forschergruppe ist vorbereitet gewesen und evakuiert worden. Der Eisberg hat den Blick auf den darunter befindlichen Meeresboden mit zahlreichen Tieren freigelegt, wie die BILD berichtet.
Dem AWI zufolge brechen derart große Eisberge nur alle zehn Jahre ab. Zufällig befindet sich die Polarstern genau zu diesem Zeitpunkt in der Nähe und ändert sofort ihren Kurs.
Eigentlich besteht die Aufgebe des Eisbrechers darin, eine Austauschmannschaft sowie Versorgungsgüter zur deutschen Polarstation Neumayer III in die Antarktis zu bringen. Doch um das Gebiet zu erkunden, machen sie einen Umweg.
Meeresboden unter jahrzentealtem Eis birgt artenreiche Vielfalt
Die Forscher widmen sich dem ehemals von dickem Eis bedeckten Meeresboden und werden nicht enttäuscht: Sie entdecken mindestens fünf Fischarten sowie zwei Arten von Tintenfischen.
Dazu kommen noch Seegurken, Seesterne und andere Weichtiere. Hauptsächlich finden sich dort aber Tiere, die sich auf Steinen festsetzen und Partikel aus dem Wasser filtern. In Zeiten, in denen so viele Arten vom Aussterben bedroht sind, sind diese Nachrichten hocherfreulich.
Ein Unterwassermodul, welches zur Ausrüstung der Polarstern gehört, fertigt Unterwasseraufnahmen. Dabei handelt es sich laut AWI um bislang einmaliges Material. Darüber hinaus sammelt das Modul Bodenproben analysiert das Meerwasser.
Neue Erkenntnisse über den Klimawandel
Mit den daraus resultierenden Ergebnissen hoffen die Wissenschaftler auf Erkenntnisse, die ermöglichen, die natürlichen Prozesse und damit auch den Klimawandel besser zu verstehen.
Denn wie die Eisschilde rund um die Antarktis auf diesen reagieren, ist auch für den globalen Anstieg des Meeresspiegels von erheblicher Bedeutung.