Wie haben unsere ältesten Vorfahren ausgesehen? Die Frage nach unseren Wurzeln ist eine der Urfragen, die sich wahrscheinlich fast jede:r im Leben einmal stellt. Der Grafikexperte Cicero Moraes hat die Antwort auf diese Frage nun visuell umgesetzt und ein eindrucksvolles Porträt eines 300.000 Jahre alten Menschen entworfen.
Die Wiege der Menschheit liegt...in Marokko?
Bisher hatte die Wissenschaft angenommen, dass die Wiege der Menschheit in Äthiopien liege. Wie das Max-Planck-Institut auf seiner Webseite schreibt, wurden die ältesten Fossilien eines Homo sapiens in Omo Kibish, Äthiopien gefunden und auf 195.000 Jahre datiert.
Der Leipziger Paläoanthropologe Jean-Jacques Hublin wird dort zitiert:
„Wir dachten lange Zeit, dass die Wiege der Menschheit vor etwa 200.000 Jahren irgendwo in Ostafrika lag. Unsere Daten zeigen aber, dass sich Homo sapiens bereits vor etwa 300.000 Jahren über den gesamten Kontinent ausgebreitet hat. Lange bevor der moderne Mensch Afrika verließ, hat er sich bereits innerhalb Afrikas ausgebreitet.“
Die neuen Funde von Jebel Irhoud und eine Neubewertung des alten Materials dank moderner Methoden brachten die Forschenden dazu, unsere Entstehungsgeschichte noch einmal neu zu betrachten.
Modernste Technologien
Anlass für die neue Datenlage ist ein Unterkiefer, der bereits in den 60-er Jahren gefunden wurde. Damals war sein Alter mittels der sogenannten Elektronen-Spin-Resonanz Datierung auf 160.000 Jahre geschätzt worden.
Eine Neuberechnung auf Grund von direkten Messungen der Radioaktivität in Jebel Irhoud ergab jedoch nun ein Alter von rund 300.000 Jahren. Dies stimme laut Institut auch mit dem Alter der erhitzten Feuersteine überein, die dort ausgegraben wurden: Dank der Methode der Thermolumineszenz wurden auch sie auf ein Alter von 300.000 Jahre datiert.
"Robuste und maskuline" Merkmale
Das faszinierende Bild, welches Moraes von unserem ältesten Vorfahren kreiert hat, lässt uns Auge in Auge mit unseren Vorfahren treten.
Den Schaffungsprozess erklärte der Brasilianer, wie Metro berichtete, wie folgt:
Zunächst habe ich den Schädel in 3D gescannt, mithilfe von Daten, die von den Forschenden des Max-Planck-Instituts bereitgestellt wurden. Dann bin ich mit der Gesichtsrekonstruktion fortgefahren, die aus der Kombination mehrerer Ansätze bestand, wie zum Beispiel der anatomischen Deformation.
Basierend auf den „robusten und maskulinen“ Merkmalen des Schädels habe er die Darstellung eines männlichen Gesichts gewählt.
Es wurden auch Daten von heutigen Menschen genutzt, um das Gesicht "abzurunden" - wie zum Beispiel Daten zur Gewebedicke, um die Gesichtszüge vorherzusagen.
Am Ende entstanden zwei Bilder: Ein eher technisches, in Grau gehalten und ohne Haare, und eines, in dem Moraes seinem Homo sapiens mit künstlerischer Freiheit zu Haarwuchs und Hautpigmentierung verhalf.
Das Ergebnis sei laut Max-Planck Institut "ein modern aussehendes Gesicht und Zähne sowie ein großer, aber eher archaisch aussehender Schädel."
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Verwendete Quellen:
Max-Planck Gesellschaft: Der Homo sapiens ist älter als gedacht
Metro: Face of the oldest human being revealed after 300,000 years