Eine neue medizinische Entdeckung könnte endlich eine gute Nachricht für all diejenigen bedeuten, die an Entzündungen des Darms oder an Fettleibigkeitleiden. Forscher des Cochin-Instituts in Paris verkünden, eine wirksame Impfung zur Behandlung von Morbus Crohn und Übergewicht entwickelt zu haben. Das Team gibt an, das Geheimnis hinter diesem Impfstoff hänge direkt mit dem Darm-Mikrobion zusammen. Die Ergebnisse sind am 11. Dezember in einem Artikel der Fachzeitschrift Nature Communicationserschienen.
Ein Ungleichgewicht der Darmbakterien
Chronische Darmerkrankungen werden durch eine andauernde Entzündung des Verdauungstrakts hervorgerufen. Dieses ständige Brennen verursacht Schmerzen, Blutungen und andere Symptome, die das Leben schwer machen. Bei manchen Patienten werden die Symptome durch eine Anpassung ihrer Ernährungbesser, manche leiden aber Tag für Tag. Die Möglichkeit einer Impfung könnte also eine große Verbesserung ihrer Lebensqualität herbeiführen.
Das Darm-Mikrobion, auch Darmflora genannt, ist das Ökosystem von 100.000 Milliarden Bakterien in unserem Bauch. Sie sind etwa durch das Aufspalten von Ballaststoffen an unserer Verdauung beteiligt. Außerdem bekämpfen sie giftige Abfallprodukte und schützen uns vor externen Krankheitserregern. Andere wiederum regen die Erneuerung der Darmwand an oder bilden "natürliche Antibiotika".
Vorangegangene Forschung beleuchtet bereits die Verbindung zwischen dem Mikrobion und Darmbeschwerden. Die von Krankheiten betroffenen Personen haben in der Tat ein weniger diverses Ökosystem in ihrem Verdauungstrakt. Besonders hoch ist bei ihnen die Anzahl der Mikroorganismen, die ein Protein namens Flagellin herstellen. Ein Überschuss an Flagellin ermöglicht es aber schlechten Bakterien, in die schützende Schleimhaut der Darmwand einzudringen, die üblicherweise undurchlässig ist. Dort bewirken sie dann eine langanhaltende Entzündung.
Behandlungserfolge bei Mäusen
Laut den Forschern könnte die nun entwickelte Impfung die Bakterien der Darmflora verändern und infolgedessen die Darmschleimhaut schützen. In den Tests wird Flagellin direkt in den Unterbauch einer Maus injiziert. Dadurch wird die Produktion von Antikörpern gegen Flagellin angeregt, die bereits auf natürliche Weise im Körper vorhanden sind. Die Forscher beobachten daraufhin, dass die geimpften Tiere in ihrem Bauch weniger Bakterien haben, die dieses Protein produzieren, was wiederum vor Entzündungen schützt.
Auch die Auswirkungen dieser Impfung auf Stoffwechselstörungen wird untersucht. Das Ergebnis: Mäuse, die sich fettreich ernähren, aber geimpft sind, entwickeln keine Fettleibigkeit. Die Mäuse, die die Impfung allerdings nicht erhalten, werden sehr wohl übergewichtig. Laut dem Forscherteam könnte in Betracht gezogen werden, dieselbe Behandlung beim Menschen anzuwenden. Es muss nur noch eine sichere Möglichkeit gefunden werden, die Behandlung zu verabreichen. Weitreichendere Studien sind zu erwarten.