Massengrab aus Pestzeiten in Nürnberg entdeckt: 2.000 Tote möglich

Bei Bauarbeiten in Nürnberg wurde vor Kurzem ein Massengrab entdeckt. Es könnte sich um das größte in ganz Europa handeln.

Skelette, Massengrab, Fund, Pest, Nürnberg
© Nirut Punshiri@Getty Images
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Eigentlich sollte in Nürnberg ein neues Seniorenheim entstehen; das muss jetzt vielleicht erst ein wenig warten. Vor Beginn der Bauarbeiten wollten Forschende das Terrain dokumentieren, da sich dort "Reste einer Grenzanlage aus dem Dreißigjährigen Krieg befinden könnten", wie der Spiegel berichtet. Dabei machten Archäolog:innen allerdings einen ganz anderen Fund.

Skelette stammen wohl eher nicht aus erster Pestwelle

Zunächst einmal bestätigt sich die Vermutung, dass sich vor Ort noch Reste eines alten Kinderheims aus dem 19. Jahrhundert befinden. Dabei bleibt es allerdings nicht: Es werden zudem noch jede Menge Skelette gefunden. Dabei soll es sich um Menschen handeln, die im 17. Jahrhundert an der Beulenpest gestorben sind.

Gesund.bund.de schreibt über die Krankheit: "Die Pest ist eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht wird. Früher wurde sie als "schwarzer Tod" bezeichnet". Die Beulenpest wird durch Flöhe übertragen und ist bei schneller Behandlung mit Antibiotika durchaus heilbar; in Deutschland gilt sie allerdings sowieso als ausgerottet.

Im 14. Jahrhundert (aber auch später noch) war die Krankheit weit verbreitet und hatte schreckliche Folgen: Gut ein Drittel der Bevölkerung auf dem europäischen Kontinent fielen Mitte des Jahrhunderts der Pest zum Opfer, so BR Bayern 2.

Die gefundenen Knochen sollen allerdings erst im 17. Jahrhundert begraben worden sein. Laut Daily Mail sollen anwesende Expert:innen eine Notiz aus dem Jahr 1634 vorgefunden haben, in der von einem Pestausbruch die Rede ist, der in der bayerischen Stadt Unmengen an Menschenleben gefordert hat.

"Eine große Anzahl von Toten"

Bislang sollen ungefähr 700 Skelette freigelegt worden sein. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass bei weiteren Grabungen bis zu 2.000 Skelette gefunden werden könnten oder sogar noch mehr.

In insgesamt acht Pestgruben sollen sich die Leichenrückstände befinden, welche damals eng aneinander liegend vergraben wurden. Melanie Langbein, die für das Nürnberger Landesamt für Denkmalpflege arbeitet, sagt zu dem Fund im Stadtteil St. Johannis:

Teilweise sind die Toten in ein Leichentuch gewickelt, teilweise nur in ihrer normalen Kleidung, die wurden da in Reih und Glied reingeschichtet, möglichst platzsparend. Diese Menschen wurden nicht auf einem normalen Friedhof beigesetzt, obwohl wir in Nürnberg ausgewiesene Pestfriedhöfe haben. Das bedeutet eine große Anzahl von Toten, die in kurzer Zeit ohne Rücksicht auf christliche Bestattungspraktiken beerdigt werden mussten.

Es bleibt abzuwarten, wie viele Skelette also noch gefunden werden. Das Seniorenheim soll trotzdem innerhalb des vorgesehenen Zeitrahmens fertiggestellt werden.

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Verwendete Quellen:

Spiegel: Archäologen graben riesigen Pestfriedhof aus

gesund.bund.de: Beulenpest

BR Bayern 2: Europas demographische Katastrophe

Daily Mail: Giant plague grave discovered in Nuremberg could be the largest mass burial site EVER seen in Europe - with as many as 1,500 people buried there

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