In der Antarktis ist ein riesiger See verschwunden. Roland Warner, Glaziologe an der Universität von Tasmanien (Australien) hat als erster eher zufällig das Verschwinden des Sees auf Satellitenbildern vom Januar 2020 entdeckt. Warner hat hierzu eine Studie in der Fachzeitschrift Geophysical Research Lettersvorgelegt.
Der See ist im Laufe von drei Tagen verschwunden
Mit Hilfe einer Reihe von Satellitenaufnahmen kann Warner das Verschwinden des Sees an drei Tagen im Juni 2019 beobachten. Aus der zurückgelassenen Senke ist daraufhin das einstige Volumen des Sees von 600-750 Millionen Kubikmetern errechnet worden.
Den riesigen See hat es im Amery-Schelfeis mindestens seit den 1970er Jahren gegeben. Noch nie zuvor ist ein solcher Vorgang so detailliert beobachtet worden.
Warner sagt hierzu in einer Pressemitteilung:
Das viele Wasser hat wohl in der darunterliegenden Eisschicht einen Riss hervorgerufen. Das Wasser ist dann in den Ozean abgeflossen.
Die Zukunft der Senke ist ungewiss
Durch das Abfließen hat sich das Eis am Rand des ehemaligen Sees um 36 Meter angehoben. Die Senke hat sich dann im Sommer 2020 erneut mit Wasser gefüllt. Werden die sich dort ansammelnden Schmelzwassermassen wieder in den Ozean entleeren?
Nichts ist hier sicher, der beobachtete Vorgang kann sich aber wiederholen. Der See wird deshalb jetzt gut überwacht. Das Amery-Schelfeis ist bis zu 1.400 m stark.
Steckt der Klimawandel dahinter?
Die Antarktis gehört zu den Regionen der Erde, die sich am stärksten erwärmen. Innerhalb der letzten Jahrzehnte sind deshalb weite Teile des Schelfeises weggeschmolzen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzten.
Kommt es durch Seen wie diesen zu zahlreichen Rissen in der Eisdecke, ist sogar der Fortbestand des Schelfeises gefährdet. Es droht ein Anstieg des Meeresspiegels.
Im konkreten Fall dieses Sees hat sich das Wasser allerdings über Jahrzehnte angesammelt. Aus diesem Grund kann man nicht sicher sein, ob hier der Klimawandel eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Allgemein wird aber in Vorhersagen vermutet, dass sich in der Antarktis das Volumen der Eisschmelze bis zum Jahr 2050 verdoppeln könnte.