Der Klimawandel wird immer sichtbarer: Viele Länder werden wegen der Hitze in 50 Jahren unbewohnbar sein, Tierarten sind vom Aussterben bedroht und auch viele Krankheiten nehmen wieder zu. Aber auch Pflanzen leiden unter dem Wandel, wie nun eine Studie belegt.
Mehr als 435.000 verschiedene Arten
Wir stehen vor der größten Datenmenge zur pflanzlichen Biodiversität, die jemals zusammengestellt wurde. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Professor Jon Lovett der Universität Leeds sammelt über einen Zeitraum von zehn Jahren 20 Millionen Daten über Landpflanzen auf dem gesamten Planeten.
Es werden dabei mehr als 435.000 verschiedene Arten beschrieben, wobei es sich bei 36 Prozent davon um "extrem seltene" Pflanzen handelt - sie werden weniger als fünf Mal gesichtet. Genau diese sind aufgrund der Veränderungen unserer Erde und des Klimas auch vom Aussterben bedroht.
Besorgniserregendes Bild
Die Schlussfolgerungen der Forscher finden sich in einer Sonderausgabe von Science Advances. Auf der Website der Universität Leeds schreiben die Forscher, sie würden hoffen, dass ihre Studie einen Beitrag zum bereits besorgniserregenden Bild leistet "und dazu verwendet werden kann, Rückgänge in der weltweiten Biodiversität aufzuhalten, indem strategische Schutzmaßnahmen aufgezeigt werden, die die Auswirkungen des Klimawandels und des menschlichen Einflusses miteinbeziehen."
Besonders gefährdete Gebiete
Die Forschern wissen bereits zu Beginn der Studie, wie viele Pflanzenarten es ungefähr auf der Erde gibt. Als sie jedoch die genaue Zahl bestimmen, sind sie von der hohen Anzahl seltener Arten überrascht. Brian Enquist, Hauptautor der Studie und Professor für Umwelt und Evolutionsbiologie an der Universität Arizona, erklärt:
Ausgehend von Umwelt- und Evolutionstheorien dachten wir bereits, dass zahlreiche Pflanzen nur noch selten vorkommen, doch die hohe Anzahl dieser Arten ist doch eine Überraschung für uns. Es gibt weit mehr, als wir dachten.
Die Forscher stellen außerdem fest, dass diese seltenen Arten besonders häufig gebündelt an einigen wenigen heißen Orten der Welt auftreten, wie etwa in den nördlichen Anden, in Costa Rica, Südafrika, Ostafrika, Madagaskar und Südostasien. Und das hat seinen Grund: In diesen Gebieten ist das Klima über sehr lange Zeiträume hinweg stabil geblieben.
Deshalb können sich Landpflanzen dort sehr gut halten. Aber eine stabile Vergangenheit garantiert noch lange nicht eine ebenso friedvolle Zukunft. Gemäß den Analysen der Forscher wird es in diesen Gebieten zu schwerwiegenden Störungen kommen, und zwar sowohl aufgrund des Klimawandels wie auch durch den Einfluss der Menschen.
Eine doppelte Bedrohung
Jon Lovett warnt daher:
In vielen dieser Gebiete ist ein Aufschwung von Land- und Forstwirtschaft sowie von Stadtentwicklung zu verzeichnen. Ohne umfassende Schutzmaßnahmen besteht ein hohes Risiko, dass diese seltenen Pflanzenarten bald nicht mehr existieren. Das liegt an der niedrigen Anzahl, wodurch sie sehr stark vom Aussterben bedroht sind.
Die Bedrohung hat also zwei Gesichter und das insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent.
Laut den Forschern ist besonders die afrikanische Flora aufgrund der Veränderungen in der Landschaft bedroht. Zahlreiche gefährdete Arten befinden sich in den Bergen, doch sie könnten aufgrund des Klimawandels in andere Gebiete ausweichen:
Die größte Gefahr für diese Arten ist die Veränderung der Beschaffenheit der Erde aufgrund von Abholzung, Bränden und Landwirtschaft.