So nah an China und doch wurde Vietnam auf wundersame Weise von dem Virus verschont. Mit gerade einmal 268 bestätigten Fällen bei einer Bevölkerungszahl von 94 Millionen und keinem einzigen Todesopfer ist das Land ein weltweiter Ausnahmefall. Höchstwahrscheinlich sind die Zahlen zu niedrig angesetzt, dennoch spiegeln sie eine Wahrheit wider: Es ist Vietnam scheinbar gelungen, die Epidemie innerhalb seiner Grenzen zu kontrollieren.
Schnelle Reaktion der Regierung
Vietnam hat eine 1.000 km lange Grenze zu China und hat entsprechend aufmerksam die ersten Anzeichen der Corona-Pandemie Anfang Januar in Wuhan verfolgt. Sobald wenige Tage später auch in Vietnam die ersten Fälle gemeldet wurden, stoppte die Regierung den Flugverkehr zu seinem Nachbarland und Haupthandelspartner und schloss ab dem 1. Februar auch einseitig die Landesgrenze.
Diese schnelle Reaktion hat es den Behörden ermöglicht, jede neue Infektion mit Covid-19 zurückzuverfolgen und betroffene oder möglicherweise betroffene Personen unter Quarantäne zu stellen. Allerdings funktioniert diese präzise Identifizierung nur durch eine genaue Überwachung der Bevölkerung, die enorme Einbußen in der Freiheit mit sich bringt.
Der Preis, den man zahlen muss
Städte unter Quarantäne, flächendeckende Überwachung, 14-tägige Zwangsquarantäne. Nach dem Vorbild seines chinesischen Nachbarn, ist auch Vietnam ein autoritärer Staat, der mit individueller Freiheiten nicht viel am Hut hat. Mithilfe einer App wird das Bewegungsmuster der gesamten Bevölkerung beobachtet und die Polizei ist allgegenwärtig.
Dennoch wurde ab dem 15. April eine Ausgangssperre und Maskenpflicht verhängt. Missachtungen werden schwer bestraft und enden meist im Gefängnis. Wie es scheint, hat Vietnam sein Ziel also in erster Linie durch diese strengen Kontrollen der Bevölkerung erreicht. Dadurch, dass die Menschen mehr Angst vor der Polizei als vor dem Virus hat ... Eine hervorragende Bilanz gegen das Coronavirus für einen Preis, den wir hier in Europa sicher nicht zu zahlen bereit sind.