Die Wissenschaft macht die Korrektur der Sehkraft immer einfacher. Bereits 2018 berichteten wir über Tropfen zur Bekämpfung von Kurzsichtigkeit. Immer mehr Kataraktoperationen helfen älteren Menschen dabei, ihr Sehvermögen wiederzuerlangen. Man spricht sogar von Kontaktlinsen, die eine bionische Sicht ermöglichen, nichts anderes.
Und für diejenigen, die beim Blick in die Zeitung, auf das Smartphone oder einen anderen Computerbildschirm die Augen zusammenkneifen, gibt es eine neue Lösung, mit der man die Lesebrille loswerden könnte.
Was ist Presbyopie?
Presbyopie ist eine Altersweitsichtigkeit. Insgesamt leiden 40,1 Millionen Deutsche unter Fehlsichtigkeiten, das entspricht 63,4 Prozent der deutschen Bevölkerung.
Bei Presbyopie verschlechtert sich mit zunehmendem Alter die Sehkraft des Auges. Ab 40 Jahren verschlechtert sich die Linse und es fällt dem Auge schwerer, seinen "Fokus" zu setzen und sich an die Nahsicht anzupassen. Und insbesondere beim Lesen, ob auf Papier oder am Bildschirm.
Eine Lösung, die von den US-amerikanischen Gesundheitsbehörden befürwortet wird
Ein Tropfen in jedes Auge und schon hat man für sechs Stunden die Sehkraft eines oder einer Zwanzigjährigen. Im vergangenen Oktober hat die Food and Drug Administration (FDA) in den USA diese Augentropfen zugelassen.
Die Zulassung erfolgte nach Versuchen mit 750 Teilnehmer:innen im Alter von 40 bis 55 Jahren. Die Gruppen wurden in zwei Hälften geteilt. Die einen erhielten die Möglichkeit, die Lösung auszuprobieren, die anderen ein Placebo.
Die Ergebnisse schienen zufriedenstellend zu sein, denn die Gesundheitsbehörde genehmigte still und leise die Vermarktung des Produkts. Das amerikanische Pharmaunternehmen gab am 9. Dezember bekannt, dass die Augentropfen in Apotheken auf Rezept erhältlich sind.
Die Anwendung der Augentropfen
Dabei werden zwei Tropfen der Augentropfen getröpfelt. Nach 15 Minuten, in denen das Medikament seine Wirkung entfalten kann, passt sich die Sehkraft für sechs Stunden an. Und das, ohne die Sicht in die Ferne zu beeinträchtigen.
Technisch gesehen führt der Wirkstoff namens Pilcarpin eine Verengung der Pupille des Auges durch Anpassung an den physiologischen PH-Wert des Tränenfilms herbei. Die Folge ist eine bessere Anpassung an die Nahsicht.
Wann wird das Produkt in Deutschland erhältlich sein?
Wie bereits erwähnt, war die Ankündigung im Oktober letzten Jahres durch die Food and Drug Administration (FDA) sehr zurückhaltend. Die wissenschaftliche Gemeinschaft steht der Lösung noch sehr zweifelhaft und gespalten gegenüber.
Sie warten auf konsolidiertere Daten und befürchten, dass es langfristig zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen könnte. Im Übrigen erhielten bestimmte Augentropfen von der Zeitschrift Prescrire Anfang Dezember 2021 eine schlechte Nachrede.
Darüber hinaus muss das Medikament vor der Vermarktung die Kontrolle der europäischen Gesundheitsbehörden durchlaufen. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass eine solche Lösung bei vielen auf Anklang stoßen könnte.
