Wir erleben keinen neuen Goldrausch, aber es geht fast schon in diese Richtung. Forscher haben in Japan eine riesige Lagerstätte entdeckt, in der sich keine Edelmetalle, sondern noch begehrtere Substanzen befinden: Seltene Erden.
Diese Metalle sind unerlässlich für die Herstellung der meisten elektronischen Produkte – Batterien, LED-Lampen oder Smartphones – und sehr weit verstreut über die Böden des Planeten verteilt. Dies macht es schwierig, sie zu fördern. Der Technologie-Boom ließ bisher befürchten, dass alle Ressourcen in nicht allzu langer Zeit aufgebracht sein würden.
Aber das Rohstoffvorkommen, das in Japan entdeckt wurde, führt zu einer neuen Sicht auf diese Angelegenheit. Laut Schätzungen von Spezialisten, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurden, sollen sich in der Lagerstätte nicht weniger als 16 Millionen Tonnen seltener Erden befinden. Sie befindet sich in 6.000 m Tiefe in der Meerenge von Minamitori, einer Insel des Archipels von Ogasawara, 2.000 Kilometer südöstlich von Tokio und könnte genügend Material enthalten, um den Bedarf über mehrere Jahrhunderte zu decken.
Seltene Erden sind eine gesonderte Gruppe im Periodensystem. Zu ihr gehören 17 verschiedene Elemente mit mysteriös klingenden Namen wie wie etwa Terbium, Scandium, Ytterbium oder Promethium.
Das Ergebnis eines unglaublichen geologischen Prozesses
Laut dem allgemein anerkannten Szenario soll unser Planet aus einer riesigen Gas- und Staubwolke entstanden sein, die bei der Explosion einer Supernova freigesetzt wurde. Bei der Erdentstehung konzentrierten sich die Mineralien unter der Erdkruste, im Erdmantel.
Tektonische Aktivitäten führten dann dazu, dass diese Partikel in Bewegung gerieten und nach und nach in Felsen, die durch Magma gebildet wurden, an die Erdoberfläche stiegen. Nun brauchte nur noch die Erosion ans Werk zu gehen, und mehrere Millionen Jahre später gab es an der Erdoberfläche Mineralien. Seltene Erden in so großer Menge an einem einzigen Ort zu finden, ist ein absoluter Ausnahmefall. Diese Entdeckung könnte zu einem großen Vorteil für die japanische Wirtschaft werden.
Vielversprechend für die Zukunft des Landes
„Das ändert die Situation Japans“, kommentiert Jack Lifton, eines der Gründungsmitglieder des Marktforschungsunternehmens Technology Metals Research. Das Land ist bislang vollkommen abhängig von seinem chinesischen Nachbarn, der „der größte Hersteller der Welt von seltenen Erden ist“, wie die Studie eines Instituts für geologische Studien in den USA offenbart.
Diese monopolähnliche Stellung führt zu politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen den beiden Ländern. 2010 reduzierte China seine Exportquoten und löste damit Preissteigerungen für seltene Erden um fast 10% aus. Außerdem kam es zu Auseinandersetzungen darüber, zu welchem der Länder bestimmte Inseln mit Vorkommen von seltenen Erden gehörten. Wenn Japan es schafft, eine Technik zu erfinden, mit der es die Lagerstätte ausbeuten kann, sollte es zu solchen Konflikten mit China nicht mehr kommen. Die Förderung von Rohstoffen, die in 6.000 m Tiefe im Meer liegen, stellt allerdings eine große Herausforderung dar.
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