Die katastrophalen Auswirkungen der Luftverschmutzung auf unsere Ökosysteme und unser Wohlbefinden sind jedem bekannt. Eine in Großbritannien durchgeführte Studie untersucht erstmals den Einfluss der Luftverschmutzung auf die männliche Fruchtbarkeit.
Die Wissenschaftler von der Universität Nottingham haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht. Studien zeigen schon länger den negativen Einfluss der Luftverschmutzung - sei es auf unser Atmen als auch unsere Psyche.
Die Analyse von Hoden kastrierter Hunde liefert Aufschluss
Um den Einfluss der Luftverschmutzung auf die männliche Fruchtbarkeit zu untersuchen, haben die britischen Forscher einen auf den ersten Blick vielleicht erstaunlichen Weg gewählt.
Sie gründen ihre Studie nämlich auf die detaillierte Analyse von Hoden kastrierter Hunde. Um Hundeliebhaber gleich zu beruhigen: Für die Studie ist kein einziger Hund eigens kastriert worden, die Wissenschaftler haben auf Hoden von Hunden zurückgegriffen, die deren Besitzer aus unterschiedlichen Gründen haben kastrieren lassen.
Ein wichtiger Angelpunkt der Studie liegt darin, die Werte von Hunden zu vergleichen, die in deutlich verschiedenen Gegenden leben: Die untersuchten Hoden stammen also sogar nicht nur von Hunden aus verschiedenen Gegenden Großbritanniens, sondern auch von solchen aus Finnland und Dänemark.
Insgesamt werden Hoden von 77 Hunden auf die Gegenwart von verschiedenen Chemikalien bzw. von verschiedenen Arten von Geschwülsten untersucht.
In Skandinavien lebt es sich gesünder
Bei ihren Analysen achten die Forscher vor allem auf die Gegenwart von Chemikalien, die in der Industrie verwendet werden. Ganz oben auf der Liste stehen hier ein bestimmter Weichmacher (Diethylhexylphthalat, DEHP), ein Flammschutzmittel (Polybromierte Diphenylether, PBDE) und Kühlmittel (Polychlorierte Biphenyle, PCB).
Konzentriert man sich auf diese Stoffe, weisen die Hunde aus Großbritannien schon unter sich unterschiedliche Werte auf, wie auch die Hunde aus Finnland und Dänemark.
Als eines der Ergebnisse kann festgehalten werden, dass die Hunde aus Finnland viel weniger Erkrankungen aufweisen als ihre britischen und dänischen Artgenossen. Und das obwohl ihre Schadstoffbelastung auch nicht gleich Null ist. Die Forscher halten hierzu in ihrer Publikation Folgendes fest:
Vergleicht man sie zu den in Großbritannien lebenden Hunden, weisen solche aus Finnland und Dänemark höhere Konzentrationen von PBDE, aber geringere Konzentrationen von DEHP und PCBs auf.
Keine klaren Schuldzuweisungen
Dr. Richard Lea, der führende Autor der Studie, hütet sich aber davor, allein in den Konzentrationen dieser Chemikalien die Ursachen der jeweils beobachteten Erkrankungen zu sehen. Denn auf die Entstehung der letzteren wirkt laut dem Wissenschaftler eine noch viel größere Zahl an Faktoren ein, wozu nicht nur andere Chemikalien zählen.
Es kann auf jeden Fall aber schockieren, dass diese Chemikalien in deutlich wahrnehmbarer Konzentration in den Hundehoden nachzuweisen sind. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Hunde als Indikatoren verwendet werden, um sich von den Risiken der Luftverschmutzung, die mit unserer urbanen Lebensweise einhergeht, ein Bild zu machen.
Die vorliegende Untersuchung liefert damit eine wichtige Grundlage für weitergehende Studien zur Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit beim Menschen, die Erforschung von Prostatakrebs eingeschlossen.