HIV-Prophylaxe PrEP: Schritt für Schritt für mehr Schutz und gegen Tabuisierung

Die PrEP als HIV-Prophylaxe ist immer noch eine wenig bekannte Behandlungsmethode, die das Leben zahlreicher Menschen verändern kann. In Deutschland wird sie seit 1. September 2019 sogar von der Krankenkasse übernommen. Was ist die PrEP aber genau?

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© Marc Bruxelle / Getty
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PrEP steht für "Prä-Expositions-Prophylaxe": Es handelt sich um eine blaue Pille, die vor einer Ansteckung mit HIV, dem AIDS-Virus, schützt - also gewissermaßen ein Verhütungsmittel zur Einnahme, mit dem man sich selbst immunisiert. Dafür kombiniert das Mittel zwei Antiretroviren: Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil.

Die Prophylaxe muss einmal täglich eingenommen werden, wie die Anti-Baby-Pille. Zusätzlich ist eine punktuelle Einnahme möglich, wie Jürgen Rockstroh, Präsident der European Aids Clinical Society, im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau erklärt: "Wenn jemand nur gelegentlich an einem Wochenende besonders aktiv ist, dann reicht es, sich für diese spezielle Situation zu schützen." Dazu werden in den zwei Stunden vor einem potentiell risikoreichen Geschlechtsverkehr zwei Tabletten eingenommen, eine weitere Tablette nach 24 Stunden und noch eine nach 48 Stunden.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die Einnahme kann zu leichter Übelkeit und Durchfall sowie zu leichtem Gewichtsverlust führen. Auch ernstere Nebenwirkungen, wie etwa Nierenprobleme, können auftreten, sind aber seltener.

Wie kann es besorgt werden?

Das Mittel ist unter der Marke Truvada® oder als Generikum auf dem Markt erhältlich. In Deutschland haben Versicherte mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko einen Anspruch auf PrEP. Die Krankenkassen übernehmen die dafür erforderliche ärztliche Beratung, Untersuchungen sowie das Arzneimittel selbst.

Bei der Voruntersuchung wird zum einen eine mögliche Infektion mit einer sexuell übertragbaren Krankheit getestet, zum anderen werden die Nieren untersucht. Dieser Termin ermöglicht das Herausfinden möglicher Inkompatibilitäten, Praktiken oder Risiken der Patienten, die eine Einnahme beeinflussen können. Nach einer bestimmten Einnahmezeit sind Folgeuntersuchungen vorgesehen.

Wer sollte die Prophylaxe einnehmen?

HIV-Prophylaxe ist immer noch ein Tabuthema. Häufig denkt man noch, dass nur Pornodarsteller oder Sexarbeiter diese Medikamente einnehmen würden. Doch die Medikamente richten sich an eine äußerst breite Zielgruppe: an homosexuelle und heterosexuelle Männer und Frauen, egal, ob sie Single oder in einer Beziehung sind.

Genauer gesagt richtet sich das Medikament an alle HIV-negativen Menschen, die regelmäßig beim Geschlechtsverkehr kein Kondom verwenden und ein hohes Risiko eingehen, sich mit HIV anzustecken.

Wirkt die Prophylaxe?

Wenn sie korrekt eingenommen wird, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung minimal, was sich auch in den Statistiken niederschlägt. In Deutschland ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen seit 2015 rückläufig. Im Jahr 2018 infizieren sich 2.400 Menschen mit der Krankheit, also um 100 weniger als noch im Jahr davor.

Laut Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH) ist die PrEP nicht unbeteiligt daran: "Der Rückgang bei den Neuinfektionen ist ein Erfolg der Prävention und der HIV-Therapie, die auch die Übertragung verhindert."

Wo stößt sie an ihre Grenzen?

Im Gegensatz zum Kondom schützt die PrEP nicht gegen andere sexuell übertragbare Krankheiten, wie etwa Tripper, Feigwarzen (die durch eine Infektion mit dem Papillomavirus entstehen), Chlamydien, Hepatitis A, B und C oder Syphilis. Auch ist kein Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft gegeben.

Warum ist die Behandlung so bahnbrechend?

Die Behandlung ist nicht nur ein neues Mittel für die HIV-Prävention und für den Schutz. Sie lässt auch Hoffnung schöpfen, dass Ansteckungen bald der Vergangenheit angehören. Hierzu hat Jürgen Rockstroh aktuelle Zahlen: "In England ist die Zahl der Neuinfektionen um 50 Prozent zurückgegangen. Die Daten für Frankreich werden jetzt erst veröffentlicht, aber es gibt Hinweise, dass es auch dort eine Reduktion um 25 Prozent gibt."

Dies ist eine äußerst positive Veränderung für all diejenigen, denen immer wieder versichert wird, nur das Kondom schütze vor Ansteckungen. Bis vor Kurzem bedeutet Sex für Betroffene automatisch ein gewisses Risiko und lässt ein Schamgefühl entstehen. Man liebt sich mit einer Art Damokles-Schwert über dem Bett. Mit der PrEP kann dieses Risiko nun genommen werden.

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