Im Jahr 2016 zeigen mehrere Mitarbeiter der US-Botschaft in Kuba unterschiedliche Symptome, die von da an in ihrer Gesamtheit als "Havanna-Syndrom" beschrieben werden.
Was ist das "Havanna-Syndrom"?
Es äußert sich zum Beispiel in Kopfschmerzen und Druckwellen im Kopf oder einem penetranten Geräusch, dass plötzlich im Kopf entsteht. Das Magazin The New Yorker schreibt dazu:
Ein Geräusch wie ein riesiger Schwarm Zikaden, der einen von Raum zu Raum folgt, aber wenn man die Tür nach draußen öffnet, sofort aufhört.
Schwindel und Tinnitus sind die harmloseren, der Verlust des Gleichgewichts, Seh-, Sprech- und Hörstörungen besorgniserregendere Symptome. Manchmal ist akute ärztliche Behandlung nötig.
Behörden sind ratlos
Seitdem ist das Havanna-Syndrom laut der New York Times bei mehr als 130 US-Diplomaten, Geheimdienstmitarbeitern, Soldaten und deren Familienangehörigen auf der ganzen Welt aufgetreten.
Die Behörden stellt das vor ein Rätsel, denn die alte Frage, ob diese Krankheit eventuell von einer elektromagnetischen Quelle ausgelöst wird, ist bisher unbeantwortet.
Das US-Außenministerium zieht neben anderen den Chef-Neurologen James Giordano von der Georgetown-Universität in Washington zur Beantwortung dieser Frage zur Hilfe.
Die Mikrowellen-Theorie
Gleiche Fälle werden aus China, Russland, Georgien, Usbekistan, Kirgisistan, Polen, Kolumbien, Taiwan und Australien bekannt. Nun soll sogar das Weiße Haus betroffen sein.
Anfangs spekulieren die Ermittelnden, dass die Betroffenen einem Ultraschallgerät ausgesetzt gewesen sein könnten, das gegen Ungeziefer eingesetzt wird, berichtet Giordano.
Letztes Jahr erklärt die amerikanische Nationale Akademie der Wissenschaften(NAS), dass "gezielte, gepulste Radiofrequenzenergie" die Ursache sein könnte.
Präzisiert wird bei der "Mikrowellen-Theorie" nicht, ob die elektromagnetische Strahlung, absichtlich gegen die Betroffenen verwendet worden sein könnte - zum Beispiel als Waffe.
Regierungsvertreter beschuldigen Russland
Vor allem wegen des Diplomatenstatus kann die NAS nur unzureichende Daten über die Gesundheit der Betroffenen einsehen. Das erschwert eine gründliche Investigation.
Da - unbewiesenermaßen - bekannt ist, dass die Sowjetunion mit Mikrowellenwaffen experimentiert hat, ist Russland der Verdächtige schlechthin.
Nicht nur Ex-Beamte der Trump-Regierung, sondern auch Unterstützer Joe Bidens unterstellen dem Land einen solchen Angriff. Diese ungeklärte Frage wirft laut Giordano weitere auf:
Sind diese Arten von Technologien tatsächlich so komplex und so weit entwickelt, dass sie für den operativen Einsatz bereit sind? Welche Arten von Technologien sind am besten entwickelt, welche am meisten verfügbar und welche werden tatsächlich verwendet? Was muss getan werden, um ihren Einsatz in den verschiedensten Situationen zu erkennen, abzuschwächen oder zu verhindern?
Brief der Betroffenen
Das Außenministerium der Vereinigten Staaten erreicht Ende Mai ein Brief der Menschen, die von den Akustik-Attacken in Havanna und Chinabetroffen waren.
Darin klagen sie über die medizinische Behandlung, die nicht ausreichend sei und über die unbefriedigenden Ermittlungen zum Thema, die noch keine Ergebnisse eingebracht haben.
Das Pentagon ermöglicht deswegen nun den Vergleich der Gesundheitschecks der Diplomaten bei Eintreten der Krankheit mit dem vorangegangenen üblichen Check-Up. Davon berichtet Politico.