Obwohl Nase und Mund die einzigen Organe sind, mit denen wir bewusst Gerüche wahrnehmen, sind sie nicht die einzigen mit dieser Fähigkeit. Neue Forschungen haben ergeben, dass ein synthetischer Sandelholz-Duftstoff das Wachstum menschlicher Haarfollikel stimuliert.
Die Haarfollikel besitzen einen Rezeptor für den Duftstoff und können somit quasi riechen. Dieser Rezeptor ist ein möglicher Ansatzpunkt für die Entwicklung eines Mittels gegen Haarausfall.
Geruchsrezeptor
Es wurde bereits getestet, dass der OR2AT4-Geruchsrezeptor in manchen Hautzellen die Wundheilung anregt. Das Team um Ralf Paus versucht nun herauszufinden, ob dieser Rezeptor auch beim Haarwachstum helfen kann.
Dafür verwenden die Forscher menschliche Haarfollikel und kultivieren sie im Labor. Dann stimulieren die Forscher die Rezeptoren mit dem synthetischen Sandelholzduft und untersuchen die Reaktionen in den Haarfollikeln.
Wachstumsphase der Haare
Dabei stellen sie fest, dass der Sandelholz-Duftstoff die Wachstumsphase des Haares verlängert und die Produktion eines Wachstumsfaktors ankurbelt. OR2AT4-vermittelte Signale sind laut dem Forschungsteam nötig, um die Haarfollikel in der Wachstumsphase zu halten und ihren Abbau zu verhindern.
Es kommt im Team die Frage auf, welche Substanz natürlicherweise an den Rezeptor bindet. Auf diese Frage wurde bisher noch keine Antwort gefunden. Um Haarausfall zu behandeln, sei es aber möglich, einen Botenstoff, der dem Sandelholz-Duftstoff ähnelt und an den OR2AT4-Rezeptor bindet, auf die Kopfhaut aufzubringen.
Forschung braucht mehr Erkenntnisse
Für alle, die sich jetzt schon freuen: Sandelholzduft in der Parfümerie zu kaufen, bringe laut Paus allerdings nichts, da nur die synthetische Variante an den Rezeptor binde. Paus ist zuversichtlich, dass die Forschung eine Lösung für den Haarausfall findet.
Aber bis wir die Zielmarke erreicht haben, Haarwuchs so zu manipulieren, wie uns dies individuell am meisten zusagt - und dies möglichst nebenwirkungsarm und gleichzeitig kostengünstig -, liegen noch viele Jahre harter und kreativer Forschungsarbeit vor uns.
Und auch wenn glatzköpfige Männer besonders erfolgreich durchs Leben gehen: Eine gute Nachricht wäre das für alle Männer, die sich für ihre Glatze schämen und gerne wieder mit einem Haarschopf durch die Gegend spazieren würden.