Knapp 100 Meter hoch, 200 Meter breit und etwa 11 Millionen Tonnen schwer: Ein riesiger Eisberg bedroht im Nordwesten von Grönland das Dorf Innaarsuit. Seit dem 13. Juli schwimmt der Eisblock bedrohlich nahe an der Küste des Dorfes. Die 169 Einwohner sind bereits evakuiert worden.
Auf den Bildern des Eisbergs sieht man den bedrohlichen Schatten, den der Eisberg auf das Dorf wirft. Häuser und Schiffe sehen daneben winzig aus. Auch wenn es viele Eisberge in der Umgebung gibt, unterscheiden sie sich in Größe und Position. „Dieser Eisberg ist der größte Eisberg, den wir je gesehen haben. Er hat Risse und Löcher, die Angst machen“, berichtet Susanne K. Eliassen, Mitarbeiterin im Bürgermeisteramt, in der lokalen Tageszeitung Sermitsiaq.
Das Schicksal der Inselbewohner hängt vom Wetter ab. Ein Windstoß könnte den Eisberg wegpusten und die Gefahr mindern. Auf der andere Seite könnte abrupter Regen einen Teil des Eisbergs lösen und so einen Tsunami auslösen, der das Dorf auslöschen würde.
„Wir befürchten, dass sich ein Teil des Eisbergs lösen und die Umgebung so überflutet wird“, erklärt Sicherheitschefin Lina Davidson. Die Kohlereserven und die elektrische Schaltzentrale des Dorfes stehen direkt am Ufer. Keine guten Bedingungen.
4 Tote nach einem Erdrutsch
Im Juni 2017 hatte ein Erdbeben der Stärke 4,1 einige Kilometer weiter einen Tsunami ausgelöst und ein anderes Dorf verwüstet. 4 Menschen starben damals. Diesmal will ein Schiff der königlichen Marine Dänemarks eingreifen, falls nötig. Die Einwohner überprüfen minutiös den Wetterbericht. Denn in nächster Zeit soll es stürmischer werden.
Gibt es einen Zusammenhang mit dem Klimawandel? Experten zufolge könnten Eisberge immer öfter gefährlich werden und Tsunamis auslösen. Bereits einige Wochen zuvor hatten US-amerikanische Experten ein Video veröffentlicht, in dem sich ein Eisberg im Osten Grönlands löst.
Dass sich Eisberge abspalten, ist normal, doch neu ist die Häufigkeit. Denn immer häufiger schmilzt das Eis. Im März 2017 war „das Eis in der Arktis nur 14,14 Millionen Quadratkilometer groß, die niedrigste Zahl seit 1979“, erklärt Marie-Noëlle Houssais, eine französische Ozean-Expertin.
Sollte das Eis in Grönland komplett verschwinden, könnte der Wasserpegel der Weltmeere bis zum Ende des Jahrhunderts um 7 Meter steigen, wie eine jüngste Studie beweist.