Geknackt! Geheimer Code von Kaiser Karl V. endlich enträtselt

Kaum ein Herrscher stand so im Zentrum weltgeschichtlicher Umbrüche wie dieser Habsburger Kaiser. Eine jetzt entschlüsselte Botschaft zeigt, wie sehr er selbst ein Mordkomplott fürchtete.

Geknackt! Geheimer Code von Kaiser Karl V. endlich enträtselt
© oonal@Getty Images
Geknackt! Geheimer Code von Kaiser Karl V. endlich enträtselt

500 Jahre lang bleibt der geheime Brief von Kaiser Karl V. (1500 - 1558) ein riesengroßes Rätsel. Niemand ist dazu in der Lage, den Code des Habsburgers, der 1530 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekürt wird, zu enträtseln – bis jetzt.

Sie brauchen nur sechs Monate!

Wie Der Standard berichtet, ist es nun zwei französischen Wissenschaftlerinnen gelungen, den kniffeligen Geheimcode zu knacken, an dem vorher so viele verzweifelt sind. Tatsächlich steckt hinter den geheimen Zeichen im Brief aus dem Jahr 1547 an Karls Botschafter in Frankreich, Jean de Saint-Mauris, ein wirklich kniffeliges System.

Die Kryptologin und Computerwissenschaftlerin Cécile Pierrot von der französischen Universität Lorraine entdeckt das geheimnisvolle Dokument 2021 in der Stanislas-Bibliothek in Nancy, wie BFM TV berichtet. Zusammen mit der Historikerin Camille Desenclos gelingt ihr schließlich binnen sechs Monaten der Durchbruch. Nachdem die beiden die erste Passage entschlüsseln, ergibt sich der Rest schnell – und der ist ziemlich überraschend.

Karl V., der nicht nur Magellans Forschungsreisen finanziert hatte, sondern auch mit der neuen Reformationsbewegung in Europa konfrontiert war, nutzte einen wirklich hochkomplexen Code für seine geheimen Anweisungen. Er setzte auf ein eigenes Schriftsystem, was völlig ungewöhnlich ist für die Kryptografie der damaligen Zeit.

Überraschend komplexer Code

So werden für Vokale keine Buchstaben, sondern kleine Markierungen genutzt. Außerdem gibt es rund 120 Zeichen, die für ein ganzes Wort stehen. Daneben existieren aber ebenfalls aus Buchstaben zusammengesetzte Begriffe. Darüber hinaus kommen einige vollkommen sinnlose Zeichen zum Einsatz, um die Entschlüsselung zu erschweren.

Das Beeindruckende dabei: Karl V. griff hier auf Sprachsysteme wie die der Hieroglyphen sowie der Keilschrift zurück, die zu dieser Zeit noch lange nicht entschlüsselt worden waren.

Angst vor einem Rivalen um die Macht

Auch der Inhalt des Schriftstücks an den Gesandten in Frankreich ist für Historiker:innen höchst aufschlussreich. Drei Jahre zuvor hatte Karl V. mit dem französischen König Franz I. einen Friedensvertrag geschlossen.

Doch offenbar war der Kaiser der Ansicht, diesem nicht trauen zu können. Sogar ein Mordkomplott soll er vermutet haben. Grund genug offenbar, ein hochkomplexes Code-System zu nutzen für vertrauliche Absprachen.

Verwendete Quellen:

Der Standard: 500 Jahre alte Geheimschrift von Kaiser Karl V. entschlüsselt

BFM TV: Comment des chercheurs ont réussi à déchiffrer une lettre codée de Charles Quint du XVIE siècle

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