Während des Mittelalters war die iberische Halbinsel von Konflikten zwischen verschiedenen Mächten und Kulturen, insbesondere christlichen und muslimischen, geprägt. Die Grenzgebiete waren von Krieg und Instabilität gekennzeichnet.
Ab dem 12. Jahrhundert wurden verschiedene religiöse Militärorden gegründet, die in den Grenzstreitigkeiten eine wichtige Rolle spielten, wie der Orden von Calatrava, dessen Kleriker und Ritter die Festung Calatrava la Vieja (ehemaliges Königreich Kastilien, heutiges Spanien) gegen die Mauren verteidigten.
Viele der Mitglieder wurden auf dem Friedhof der Burg von Zorita de los Canes (Provinz Guadalajara) begraben, die seit 1174 im Besitz des Ordens ist. Vor kurzem haben Forscher:innen die Überreste von 25 Personen untersucht, die zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert in den Gräbern bestattet wurden.
Die Ergebnisse, die am 14. Mai 2024 in den Scientific Reports veröffentlicht wurden, sind "eindeutig": "Sie sind im Kampf gefallen", sagt Patxi Pérez-Ramallo, Archäologe am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie (Deutschland) und Autor der Studie, gegenüber Newsweek.
Kriegerische Mönche mit erheblichen Verletzungen
Die Anwesenheit von Rittern des Calatrava-Ordens auf dem Friedhof der Burg von Zorita de los Canes sei "offensichtlich" aufgrund der "historischen Quellen", der "Dominanz männlicher Skelette mit Beweisen für umfangreiche Kampfverletzungen" und der "Hinweise auf einen hohen sozialen Status", schreiben die Forscher:innen in ihrer Veröffentlichung.
Es wurden auch alte Überreste entdeckt, die mit Ordenskreuzen markiert waren. Weiter heißt es, dass Individuen, die vor der Gründung der Ordensgemeinschaft an diesem Ort begraben wurden, höchstwahrscheinlich in den tiefsten, noch nicht ausgegrabenen Teilen der Nekropole zu finden sind.
Die jüngsten Analysen der Skelettreste ergaben, dass 23 der 25 untersuchten Bestatteten Spuren an ihren Knochen aufwiesen, die mit einem gewaltsamen Tod erklärbar sind. Es handelte sich hauptsächlich um penetrierende Messerstiche und stumpfe Verletzungen, die an den Körperteilen registriert wurden, die nicht durch die Rüstungen dieser mittelalterlichen Epoche geschützt waren: Der obere Teil des Schädels, die Wangen und der innere Teil des Beckens.
Laut den Autor:innen der Studie stimmen diese Ergebnisse daher mit der Hypothese überein, dass diese Knochen zu ehemaligen "Kriegermönchen" gehörten. Was die Untersuchung der [Mitglieder] des Calatrava-Ordens aus der Burg von Zorita betrifft, so ist dies etwas Außergewöhnliches", erklärt Patxi Pérez-Ramallo, ebenfalls gegenüber Newsweek. "Es ist das erste Mal, auch im Nahen Osten, dass kriegerische Mönche so eindeutig identifiziert wurden".
Die zugefügten Schläge erinnern zudem an Angriffe wie den auf die Stadt Évora (Portugal), die 1166 gewaltsam von den Mauren zurückerobert wurde - und deren Ritter des Ordens von Évora, Brüder des Calatrava-Ordens, in der Studie häufig als Vergleich herangezogen werden. Die Verletzungen könnten daher mit Auseinandersetzungen wie der entscheidenden Schlacht von Alarcos (1195) oder Navas de Tolosa (1212), auch "Schlacht der Strafe" genannt, in Verbindung gebracht werden.
Zwischen diesen beiden Konflikten, so die Gelehrten, habe Zorita de los Canes "eine zentrale Rolle als Hauptfestung des Ordens von Calatrava gespielt". So wurden die wichtigsten Mitglieder des Ordens zwischen 1195 und 1212 wahrscheinlich in der Burg beerdigt, bis der Orden seinen Sitz in das etwa 250 Kilometer südlich gelegene Calatrava la Nueva verlegte.
Unterschiedlicher sozialer Status im Orden von Calatrava
Die Analyse der stabilen Kohlenstoff- und Stickstoffisotope des Knochenkollagens der Skelette, mit der die Ernährung der Bestatteten nachvollzogen werden sollte, ermöglichte es den Forscher:innen auch, ihren sozialen Status zu ermitteln.
Die Beweise für eine Ernährung mit viel Geflügel und Seefisch, die für die damalige mittelalterliche Oberschicht typisch war, legen nahe, dass die in Zorita de los Canes begrabenen Ordensmitglieder eher dem niederen Adel und der städtischen Elite angehörten als dem hohen Adel oder der bäuerlichen Schicht.
Dennoch wurden auch Ernährungsweisen identifiziert, die eher für andere soziale Statusgruppen typisch waren und auf "komplexe zeitliche Nutzungsmöglichkeiten oder eine breitere soziale Interaktion der mittelalterlichen militärischen Ordnung" hinweisen. Mit anderen Worten: Der Friedhof könnte nicht ausschließlich den Eliten des Ordens vorbehalten gewesen sein, sondern auch Mitglieder niedrigerer Statusgruppen eingeschlossen haben.
"Es ist faszinierend zu sehen, dass, obwohl die Archäologie keinen direkten Beweis für ihre Identität geliefert hat, unsere Studie dazu beigetragen hat, sie zu identifizieren und wie die Teile eines Puzzles stimmen unsere Ergebnisse mit den historischen Quellen überein, die den Orden und seine Funktion beschreiben", schließt Patxi Pérez-Ramallo.
Immer wieder sorgen derartige Funde für Aufregung - ebenso liefern sie zum Teil wichtige Durchbrüche in der geschichtlichen Forschung: So haben Archäolog:innen unter der berühmten Terrakotta-Armee in China etwa eine riesige Grabkammer gefunden, ein weiterer Fund könnte Aufschluss über eine grausame Foltermethode geben und erst kürzlich ist in Spanien ein außergewöhnlicher Schatz entdeckt worden.
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Verwendete Quellen:
Scientific Reports: "Unravelling social status in the first medieval military order of the Iberian Peninsula using isotope analysis"
Newsweek: "Human Remains From Medieval Castle Reveal Secrets of Warrior Monks"
Aus dem Französischen übersetzt von GEO