Im Nordosten Russlands, genauer gesagt in Sibirien, liegt die Region Jakutien: Sie ist eine Wüste aus Eis und Schnee, größer als Argentinien. Seit mehreren Jahrzehnten und mit zunehmender Geschwindigkeit hat die Region allmählich 90 Prozent seines Permafrostbodens verloren. Permafrost ist eine Schicht aus altem Eis. Diese Eisschicht schmilzt aber aufgrund des Klimawandels und viele Gebiete, die seit Jahrtausenden gefroren sind, verwandeln sich in riesige Überschwemmungsgebiete.
Jäger finden nur schwer Beute
Die in der Region lebenden Menschen, die von Jagd, Fischerei und Viehzucht leben, sehen sich mit immer mehr Problemen konfrontiert. Im hohen Norden, unweit von Alaska in der Stadt Srednekolymsk, dauert der Sommer in der Regel von Juni bis September, nun ist er aber einige Wochen länger. Die Temperaturen im Januar haben früher bei -24°C gelegen, sind aber inzwischen dramatisch auf -10°C gestiegen.
Solche Schwankungen wirken sich stark auf die Tierwelt aus, deren Wanderströme sich ändern. Die Trauerente beispielsweise kommt normalerweise im Juni dort an, aber durch den Klimawandel kommt sie inzwischen schon im Mai. Die Überschwemmungen aber zwingen die Wildtiere, zum großen Unmut der Jäger, in andere Gebiete zu wandern.
Jäger haben bisher ihren Keller als Kühlkammer genutzt. Da dieser jetzt nicht mehr kalt genug ist, können sie darin nichts mehr lagern und dementsprechend auch weniger jagen. Und Bauern steigen von Kuh- auf Pferdeherden um, weil sie weniger Futter benötigen. Dafür geben sie leider auch weniger Milch ab.
Fischereidörfer werden überflutet und die Bewohner müssen wegziehen
Die Stagnation des Schmelzwassers und die Verlängerung der Sommersaison beschleunigen die Permafrost-Schmelze. Die Häuser der Bewohner, die früher am Ufer des Wassers ansässig gewesen sind und vom Fischfang gelebt haben, werden von Wasser und Schlamm überflutet.
Das Gebiet wird zu einem Sumpf, in dem das Leben praktisch unmöglich ist, wie im Dorf Namlisk. Dort waten die Bewohner seit fünf Jahren durch die stehenden Gewässer und werden von Moskitos heimgesucht. Aber einige Fischer widersetzen sich und bleiben trotz allem, reparieren ihre von der Schmelze bedrohten Häuser so gut sie können.
Reise in die Vergangenheit
Der Klimawandel verheißt auch eine Reise in die Vergangenheit. In Museen können die indigenen Völker noch immer Darstellungen ihrer nomadischen Vorfahren betrachten, die die Tundra-Regionen und die Eisböden überquert haben und mit der Tierwelt im Einklang gelebt haben.
Das Schmelzen des Permafrostbodens legt jetzt die Spuren der Vergangenheit frei, die im Laufe der Jahrtausende von der Natur mit Eis und Schnee bedeckt waren. Es sind sogar schon Mammuts und ein 32.000 Jahre alter Wolf gefunden worden.
Das staatliche Permafrost-Institut scheint nicht über die Mittel zu verfügen, um den Fortschritt der Schmelze und die damit verbundenen Auswirkungen wie die Freisetzung von Methan oder alten Mikroben zu messen. Diese sind potenziell gefährlich für die Gesundheit des Menschen und müssten dringend näher erforscht werden.