Kondome sind heute aus dem Sexualleben der Menschheit nicht mehr wegzudenken. Sie haben viel dabei geholfen, die Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheit zu bremsen und ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Ihr möglicher Nutzen ist aber noch nicht völlig ausgeschöpft, was letztlich an ihrer Handhabung durch den Menschen liegt.
Zur Sicherheit herkömmlicher Latexkondome
Weltweit werden jährlich 30 Milliarden Kondome verkauft. Wendet man Latexkondome richtig an, bieten sie einen bis zu 95-prozentigen Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS. Eigentlich ist das ein Grund zu Freude. Dennoch kommt es täglich zu über einer Million Fällen von Ansteckung mit eben diesen sexuell übertragbaren Krankheiten. Zugleich werden jährlich 80 Millionen Frauen ungewollt schwanger.
Wie kann man sich diese Zahlen trotz des Vorhandenseins von Kondomen erklären? Man kann hier verschiedene Gründe unterscheiden. Da gibt es einmal diejenigen Menschen, die trotz guten Willens Kondome nicht richtig anlegen können. Dann gibt es Gruppen, die diese aufgrund von religiösen oder anderen Vorstellungen nicht verwenden wollen. Dann gibt es weitere Menschen, denen die Nutzung von Kondomen nicht zusagt, da sie angeblich den Geschlechtsverkehr zu sehr negativ beeinträchtigen, aus verschiedenen Gründen. Gerade hier setzen die Forschungen zur neuen Generation von Kondomen an.
Wie sehen die männlichen Kondome der Zukunft aus?
Weltweit arbeiten verschiedene Forscherteams an einer Verbesserung der herkömmlichen Latexkondome. Hierbei werden verschiedene Möglichkeiten ausprobiert, wie die BBC ausführlich berichtet. Wir liefern euch dazu einen kleinen informativen Überblick.
1) Mit Graphen verstärkte Latexkondome
An der britischen Universität Manchester arbeitet eine Gruppe um den Nobelpreisträger Aravind Vijayaraghavan an einer neuen, robusteren Generation von Kondomen. Hierbei ist vorgesehen, in Kondome aus Latex oder Polyurethan eine Graphen-Schicht auf Nanoebene einzubauen. Kondome werden hierdurch zu 60% widerstandsfähiger bzw. können, bei herkömmlicher Widerstandskraft, bis zu 20% dünner hergestellt werden. Man hat hier also die Wahl zwischen einer erhöhten Sicherheit, was Risse betrifft, bzw. einem gefühlsechteren Geschlechtsverkehr.
2) Mit Spinifex-Fasern verstärkte Latexkondome
In Australien forscht man an der Universität von Queensland an einer Verbindung von Latex mit Fasern der dort heimischen Spinifex-Pflanze. Deren Harz haben schon die Ureinwohner als Klebstoff verwendet. Diese so verstärkten Latexkondome leisten dem Druck im Platz-Test bis zu 20% mehr Widerstand. Die Wissenschaftler um Nasim Amiralian hoffen, die Kondomwände auch um 30% dünner machen zu können.
3) Kondome ohne Latex aus Hydrogel
Da 4,3% der Weltbevölkerung eine Latexallergie aufweisen, kommt für Millionen von Menschen die Benutzung von Latexkondomen nicht in Frage. Forscher aus zwei weiteren australischen Universitäten haben sich somit zusammengetan, um hier nach einem Ersatz für das herkömmliche Latex zu suchen. Dabei sind sie auf Hydrogel gestoßen. Es handelt sich hier um ein Gel aus wasserunlöslichem Polymer, das aber Wasser aufnehmen kann. Man umgeht damit also nicht nur die Latexallergie, sondern schafft auch einen Stoff, der sich eher nach menschlicher Haut anfühlt.
Hydrogel bietet aber auch noch weitere Vorteile: Denn im Kontakt mit Körperflüssigkeiten wird es selbstschmierend, weshalb nicht mehr auf Gleitmittel zurückgegriffen werden muss. Zudem können in Hydrogele Medikamente eingebaut werden, die einer Weitergabe sexuell übertragbarer Krankheiten entgegenwirken.
4) Selbstschmierende Latexkondome
Doch auch bei Latexkondomen arbeitet man daran, die Gleitwirkung zu verbessern. An der Universität Boston entwickelt man gerade in den USA eine Polymer-Beschichtung für Latexkondome, die bei Flüssigkeitskontakt schmierig wird.
Auch die Größe und die Handhabung werden nicht vergessen
Werden also die Kondome der Zukunft ohne jeden Zweifel komfortabler und gefühlsechter sein, hat man hier aber auch einen weiteren Faktor nicht unberücksichtigt gelassen: Nämlich die perfekt sitzende Größe. Ein amerikanischer Hersteller bietet schon jetzt Kondome in 60 verschiedenen Größen an, wobei Länge und Durchmesser entscheidend sind.
An der Universität im britischen Southampton arbeitet man nicht zuletzt auch an einfachen, mechanischen Vorrichtungen, die das Anlegen von Kondomen erleichtern können. Damit sollen Beschädigungen beim Auspacken oder beim Anlegen verhindert werden. Wie genau diese Technik aussehen soll, darauf kann man noch gespannt sein.