Es handelt sich um einen neuen, möglicherweise entscheidenden Durchbruch im Kampf gegen das HI-Virus. In einer Studie, die am 9. Juni 2022 in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, berichtet ein Team der Universität Tel Aviv, dass es mithilfe einer neuen Technologie, bei der Immunzellen direkt im Körper genetisch verändert werden, den Weg für eine einzigartige Behandlung von HIV-Patient:innen geebnet hat.
Den Wissenschaftler:innen ist es gelungen, in vivo B-Lymphozyten herzustellen, die Immunglobuline produzieren (Proteine, deren Aufgabe es ist, als körperfremd erkannte Moleküle wie Viren, Bakterien und andere Parasiten zu zerstören), sodass die Betroffenen Antikörper gegen HIV entwickeln können.
Forscher:innen gelingt es, HIV zu "deaktivieren"
B-Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen, die im Herzen des Knochenmarks synthetisiert werden und - sobald sie reif sind - im Blut- und Lymphsystem zirkulieren, um an den natürlichen Abwehrkräften des Körpers teilzunehmen.
Während frühere Arbeiten gezeigt haben, dass es möglich ist, weiße Blutkörperchen zu transplantieren, die so verändert wurden, dass sie speziell HIV neutralisieren, könnte diese neue Behandlungsmethode dank der CRISPR-Cas9-Gentechnologie in der Lage sein, diese B-Lymphozyten direkt im Körper des Empfängers oder der Empfängerin zu erzeugen, ohne sich um mögliche Kompatibilitätsprobleme kümmern zu müssen.
Diese Technologie wurde 2012 von Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna entwickelt, die 2020 den Nobelpreis für Chemie erhielten. Kurz gesagt ermöglicht sie es, die DNA an bestimmten Stellen in jeder beliebigen Zelle zu "zerschneiden" und sie damit funktionsunfähig zu machen.
In diesem Fall wird Cas9 - ein aus Bakterien stammendes Protein mit antiviralen Eigenschaften - verwendet, um die DNA des Virus zu schneiden und es so "außer Gefecht zu setzen". Dr. Adi Barzel, Co-Hauptautor der Studie, erläutert in einer Pressemitteilung:
Bisher waren nur wenige Wissenschaftler in der Lage, B-Zellen außerhalb des Körpers zu entwerfen, und in dieser Studie waren wir die ersten, die dies innerhalb des Körpers taten und gleichzeitig dafür sorgten, dass diese Zellen die gewünschten Antikörper erzeugten.
"Das Virus mit einer einzigen Injektion besiegen"
Die Behandlung wurde an Mäusen mit einer einzigen intravenösen Injektion pro Person getestet und zeigte überzeugende Ergebnisse, da die Versuchstiere eine ausgezeichnete Immunantwort entwickelten und große Mengen an HIV-Antikörpern in ihrem Blut aufwiesen. Ein Erfolg, der zweifellos eine Reihe neuer Möglichkeiten zur Behandlung des Virus eröffnet. Dr. Adi Barzel schwärmt:
Wir haben eine innovative Behandlung entwickelt, die das Virus mit einer einmaligen Injektion besiegen kann, mit dem Potenzial, eine erhebliche Verbesserung des Zustands der Patienten zu bewirken. Wenn die veränderten B-Zellen auf das Virus treffen, stimuliert das Virus sie und ermutigt sie, sich zu teilen. Wir nutzen also die eigentliche Ursache der Krankheit, um sie zu bekämpfen.
Und noch besser:
Wenn sich das Virus verändert, werden sich auch die B-Zellen entsprechend verändern, um es zu bekämpfen. Wir haben also das erste Medikament geschaffen, das sich im Körper weiterentwickeln und die Viren im 'Wettrüsten' besiegen kann.
Dieser Durchbruch könnte nach Ansicht des Forschers noch viele andere Verwendungszwecke als den Kampf gegen HIV finden. So erklärt er:
Auf der Grundlage dieser Studie können wir erwarten, dass wir in den kommenden Jahren in der Lage sein werden, ein Medikament gegen AIDS herzustellen, aber auch gegen andere Infektionskrankheiten und gegen bestimmte Krebsarten, die durch ein Virus verursacht werden, wie Gebärmutterhalskrebs und Kopf- und Halskrebs.
Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich
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