Wissenschaftler:innen an der Universität von Cambridge gelingt ein Meilenstein, indem sie erfolgreich synthetische Embryonen aus Mäusezellen züchten – ohne dafür Sperma, Eizellen oder eine Gebärmutter zu verwenden.
Der erste Schritt zur Erschaffung künstlicher Organe
Das neuartige Verfahren wird in einer Ausgabe der Fachzeitschrift Cell beschrieben. Jacob Hanna von der Abteilung Molekulargenetik bei Weizmann, der das Forschungsteam leitet, sagt in seiner Erklärung, die von der Zeitschrift aufgegriffen wird:
Die Technologie könnte ein Ausgangspunkt sein, um Organe von Grund auf zu züchten.
Er bemerkt dabei aber auch, dass noch viel mehr Forschung nötig sei, bevor man überhaupt in Betracht ziehen könne, auf diese Weise menschliche Organe zu züchten. Dennoch macht dieser Durchbruch in der Stammzellenforschung diese Möglichkeit ein wenig realistischer.
Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille. James Briscoe, ein Gruppenleiter am Francis Crick Institute in London, der nicht an der Forschung beteiligt ist, erklärt gegenüber The Guardian,dass die Forschung ethische Fragen aufwirft:
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um über den besten rechtlichen und ethischen Rahmen zur Regelung der Forschung und Verwendung menschlicher synthetischer Embryonen nachzudenken und die geltenden Vorschriften zu aktualisieren.
Was hat es mit den Mäuseembryos auf sich?
Hanna und seiner Gruppe ist es zuvor gelungen, Mäuseembryos, außerhalb des Mutterleibs, in Glasbehältern zu züchten. Diese Embryonen sind jedoch direkt von echten Mäusen entnommen und befruchtet worden. In der neuesten Studie werden die Embryonen aus Stammzellen gezüchtet.
Die meisten der synthetischen Embryonen sterben bereits in einem frühen Stadium, aber einige schaffen es 8,5 Tage lang zu wachsen. Die entspricht was etwa der Hälfte der Schwangerschaftszeit einer Maus.
Zu diesem Zeitpunkt gleichen sie zu 95 % normalen Mäuseembryonen und haben laut der Studie eine Plazenta, die ersten Ansätze einer Wirbelsäule und eines Gehirns, einen Verdauungstrakt und ein schlagendes Herz entwickelt.
"Es handelt sich jedoch nicht um echte Embryonen, führte Hanna weiter aus. Schließlich sind sie nicht dazu in der Lage, in einer Mäusegebärmutter zu wachsen.
Es ist noch ein weiter Weg zu synthetisch hergestellten Organen
Da die synthetischen Mäuseembryos nicht dazu in der Lage sind, sich zu einer lebenden Maus zu entwickeln, wird es in absehbarer Zeit keine aus Stammzellen gezüchteten menschlichen Organe geben.
Dennoch könnte dieser neue Durchbruch die Stammzellenforschung in Bewegung bringen. Paul Tesar, ein Entwicklungsbiologe an der Case Western Reserve University School of Medicine, zeigt sich in seinem Interview mit STAT News sehr zuversichtlich:
Es ist nur ein kleiner, aber dafür ein sehr wichtiger Schritt für uns. Wir betreten den Bereich, in dem wir in der Lage sind, einen kompletten Embryo von Grund auf zu erzeugen. Das ist ein wirklich bemerkenswerter Fortschritt in unserer Forschung.
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