Wer zum ersten Mal von Yasuke hört, der wundert sich, dass seine Lebensgeschichte nicht schon längst verfilmt wurde. Geschichten und Anekdoten der Samurai-Ära und der Herrschaft des Shoguns über das feudale Japan haben Kunstliebhaber und Liebhaber asiatischer Kampfkunst schon immer fasziniert und reichlich Stoff für die Filmindustrie geliefert. Geschichten von Übermenschen, legendären Kriegern und Kriegsherren, den feudalen Rittern des Landes der aufgehenden Sonne: Es wimmelt nur so davon.
Legende und Wirklichkeit liegen dicht beieinander
Es wird oft kein großer Unterschied zwischen wahren Geschichten, Legenden und Märchen gemacht. Kein Wunder also, dass die Geschichte des einzigen historisch überlieferten afrikanischen Samurai in Japan so aufregend klingt und so viel Aufsehen erregt! Wer mehr darüber wissen möchte, als in diesem Artikel hier steht, dem empfehlen wir, das Buch von Serge Bilé Yasuke, samouraï noir (Yasuke, der schwarze Samurai) zu lesen oder einen Blick in die hervorragenden Comics Yasuke von Frédéric Marais zu werfen.
Vom Sklaven zum Samurai
Yasuke muss zwischen 1530 und 1540 in Mosambik auf die Welt gekommen sein. Er gehört zum Stamm der Makua und wird in seiner Jugend von Sklavenhändlern aus Goa gefangen genommen, nach Indien verschleppt und dort an Jesuiten verkauft. Bei den Jesuiten muss er in großen Krügen Wasser tragen.
Eine erniedrigende Aufgabe für ihn, da im Stamm der Makua diese Arbeit nur von Frauen ausgeführt wird. Aufgrund seiner kräftigen Statur wird er 1574 mit dem Schutz des italienischen Priesters Alessandro Valignano betraut, der ihn auf eine lange Missionsreise mitnimmt. Sie reisen über Malaka, dem heutigen Malaysia, und Macao, dem heutigen China, bis nach Japan. Dort kommen sie am 25. Juli 1579 an.
Vom Sklaven zum Samurai
In der Jesuitenmission auf der Insel Kyushu erregt seine Hautfarbe großes Aufsehen bei der Bevölkerung. In Kyoto begegnet er dem dort amtierenden Provinzgouverneur und Kriegsherrn Oda Nobunaga. Dieser ist fasziniert von seiner Hautfarbe, seiner Stärke und seiner Sprachgewandtheit. Er hat noch nie einen schwarzen Sklaven gesehen. Er bittet den Jesuitenpriester, ihm seinen Sklaven zu überlassen und nennt ihn Kuru-san (zu Deutsch „schwarzen Mann“). Nobunaga schätzt ihn so sehr, dass er ihn freilässt und ihn zu seinem Leibwächter macht. Auch erhebt er ihn in den Rang eines Samurai.
Nach der militärischen Niederlage von Nobutada gegen die Armee von Akechi Mitsuhide, einem Samurai der Provinz Mido, verliert sich Yasukes Spur. Dieser soll ihn gefangen genommen und zu den Jesuiten zurückgeschickt haben. Mehr ist nicht bekannt. Doch wer weiß, vielleicht erfahren wir ja mehr in dem MGM-Film von Stuart C. Paul…