Verlässt uns der Mond? Wenn ja, dann tut er das in einem sehr gleichmäßigen Tempo. Dank eines kleinen Geräts, das während der Apollo-Missionen installiert wurde, können wir die genaue Entfernung zwischen der Erde und ihrem natürlichen Satelliten berechnen. Und den Messungen zufolge entfernt sich der Mond langsam aber sicher jedes Jahr von uns.
3,8 Zentimeter pro Jahr
Am 21. Juli 1969 erreichen die Astronauten der Mission Apollo 11 den Mond und machen damit "einen kleinen Schritt für den Menschen, aber einen großen für die Menschheit". Aber diese Mission hat nichts Touristisches an sich! Vor Ort führen die Wissenschaftler verschiedene Arbeiten durch, sammeln Gestein, untersuchen die Oberfläche und installieren einen Mondreflektor.
Dabei handelt es sich um einen Spiegel aus Quarzglas; fünf dieser Geräte werden während der Missionen Apollo 11, 14 und 15 installiert. Ihr Zweck? Die Entfernung zwischen Erde und Mond mit Hilfe eines vom blauen Planeten ausgesandten Lasers genau zu berechnen.
Dank dieser Reflektoren wissen wir, dass sich der Mond pro Jahr um 3,8 Zentimeter (genauer gesagt 3,78 Zentimeter) von uns entfernt. Klingt nicht nach viel, oder? Aber diese Entfernung vollzieht sich schon seit mehreren Milliarden Jahren.
Die Gezeiten sind schuld
Was ist also der Grund dafür? Nach Angaben der Cité de l'Espace in Toulouse wird diese langsame Trennung durch die Dynamik der Gezeiten verursacht. In einem auf der Website veröffentlichten Artikel heißt es:
Durch seine Anziehungskraft zieht der Mond die Meere und Ozeane zu sich hin und verursacht so die Gezeiten (auch die Sonne spielt eine Rolle) (...) Diese Verformung unseres Planeten entlang der Erde-Mond-Achse führt zu Reibung und damit zu Energieverlusten in Form von Wärme, was sich auf die Gleichgewichte der beiden Körper auf der Umlaufbahn auswirkt (in der Physik geht nichts verloren oder entsteht, alles wird umgewandelt).
Beweise in Stein gemeißelt
In einer neueren Studie werden diese Entfernung und ihre Auswirkungen untersucht. Das Team, das diese Studie durchführt, braucht jedoch nicht zum Mond zu fliegen. Sie können ihre Analysen direkt auf der Erde durchführen, indem sie deren uralte Sedimentschichten betrachten.
Die in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlichten Ergebnisse sind für einen wissenschaftlichen Laien nicht leicht zu verstehen, aber es ist wichtig zu verstehen, dass die Entfernung zwischen der Erde und dem Mond Auswirkungen auf das Klima haben und somit die Farben der Sedimente verändern kann.
Also begeben sich die Wissenschaftler:innen in den Karijini-Nationalpark in Australien, wo es 2,5 Milliarden Jahre alte Gesteine gibt. Und tatsächlich zeigen die australischen Gesteine einige Veränderungen. Die Erklärung dafür findet sich in einem Artikel in The Conversation:
Periodische Änderungen der Form der Erdumlaufbahn und der Ausrichtung der Erdachse beeinflussen die Verteilung des Sonnenlichts, das die Erde in Zeiträumen von mehreren Jahren empfängt.
Dieser Abstand ist zwar real, aber er spielt für uns praktisch keine Rolle. Allerdings dürfte unser natürlicher Satellit in 600 Millionen Jahren so weit entfernt sein, dass er die Sonne nicht mehr verfinstern kann. Das gibt uns auf jeden Fall genügend Zeit, um eine Lösung für dieses Problem zu finden.
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Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK