Allerdings: Dieser wissenschaftliche Traum scheitert von Anfang an und endet schließlich mit einem spektakulären Zusammenbruch. Das ist der Traum gewesen: Eine kleine Version unseres blauen Planeten, auf der zukünftige Lebensformen erforscht und sogar die Besiedlung des Weltraums geplant werden könnten.
Eine zweite Erde
Laut der New York Times beginnt dieser Traum im Jahr 1984 Form anzunehmen: Eine Gruppe von ehemaligen Hippies kündigt gemeinsam mit dem texanischen Ölmilliardär Ed Bass den Bau eines luftdicht verschlossenen Ökosystems an.
Die Bewohner:innen sollten innerhalb dieser Biosphäre ihre eigene Nahrung produzieren sowie Atemluft erzeugen können mithilfe verschiedener Biotope. Man erhoffte sich durch dieses Projekt Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie man im Notfall die reale Erde retten könnte oder wie ein Leben im Weltraum aussehen könnte, falls wir nicht mehr auf unserem Planeten leben könnten.
Bau in der Wüste von Arizona
Schließlich ist in der Wüste von Arizona mit "Biosphäre 2" eine futuristische Forschungsstation errichtet worden: 17.000 Quadratmeter groß und zu einem Preis von 150 Millionen Euro - inklusive eigenem Miniatur-Ozean, Regenwald, Mangroven und Wüstenlandschaft. Acht ausgewählte Bionaut:innen sollten diesen Ort für zwei Jahre bewohnen und wissenschaftliche Erkenntnisse sammeln.
Am Morgen des 26. September 1991 beziehen laut Travelbook acht Crew-Mitglieder ihr neues Zuhause unter der Glaskuppel. Die "Biosphäre 2" hat damals einen enormen Hype erzeugt, den ihre Schöpfer:innen sowohl wissenschaftlich als auch finanziell nutzen wollten.
Mangelernährung als Problem
Während ihres Aufenthalts in der "Biosphäre 2" muss die Crew laut Travelbook schon bald zahlreiche Herausforderungen meistern. Bereits nach kurzer Zeit leidet das Forscherteam unter Mangelernährung, da die Miniatur-Erde nicht genügend Ernten hervorbringt.
Zwei Wochen nach Beginn des Experiments verletzt sich ein weibliches Crew-Mitglied und benötigt ärztliche Versorgung außerhalb der Kuppel, um ihre abgeschnittene Fingerkuppe zu behandeln. Bei ihrer Rückkehr zur Forschungsstation bekommt sie vom Management technische Geräte mit.
Später enthüllen Journalisten weitere Schummeleien: Zusätzlich zur regulären Nahrung sind zweimal im Monat heimlich zusätzliche Lebensmittel sowie Vitaminpräparate und Pflanzensamen geschmuggelt worden, um die fragile Flora der "Biosphäre 2" am Leben zu erhalten.
Am gravierendsten war jedoch die vorherige Installation eines CO₂-Filters, da bereits von Anfang an keine stabile Atmosphäre in der Kuppel herrscht. Allein durch diese Manipulation scheitert das Experiment einer autarken zweiten Erde praktisch von Anfang an, so Travelbook weiter.
Sinkende Moral
Es überrascht wenig, dass die Moral innerhalb der Gruppe schnell auf ein Minimum sinkt. Zudem bilden sich auch noch zwei feindliche Lager. Nur durch künstliche Sauerstoffversorgung kann das Experiment überhaupt gerettet werden, da die "Biosphäre 2" niemals genug davon selbst produzieren konnte.
Viele Tierarten in der Kuppel sterben ebenfalls schnell aus, darunter Bienen und Kolibris. Dies bedeutet damals auch das Ende einer natürlichen Bestäubung von Pflanzen und somit für zukünftige Ernten, wie die New York Times berichtet.
Steve Bannon übernimmt
Im Jahr 1993 ist das hochdefizitäre Projekt dann von Steve Bannon, einem damaligen Investment-Banker, übernommen worden. Eine neue Crew ist eingezogen - dieses Mal bestehend aus sieben Mitgliedern. Fünf Monate später ist das Experiment laut Travelbook dann endgültig aufgegeben worden.
Kurze Zeit nach dem zweiten Scheitern übernimmt die Universität von Columbia bis zum Jahr 2003 das Management der Station. Seitdem wird das Projekt von der Universität von Arizona verwaltet. Obwohl das eigentliche Ziel nicht erreicht worden ist, kann man die "Biosphäre 2" nicht als völligen Misserfolg bezeichnen – einige Forschungsarbeiten konnten immerhin durchgeführt werden.
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Verwendete Quellen:
Travelbook: „Biosphäre 2“ – das gescheiterte Experiment mit der zweiten Erde
New York Times: The Lost History of One of the World’s Strangest Science Experiments