Dort wo heute der Reschensee im italienischen Südtirol liegt, befindet sich einst das Bergdorf Graun. Am 16. Juli 1950 müssen Dorf und Einwohner Platz machen für ein zukunftsweisendes und vor allem gewinnversprechendes Projekt. Und so wird Graun zum zweiten Atlantis.
Geld vor Heimat
Der Plan lautet damals, die Naturseen der Orte Reschen und Graun zu einem großen Gewässer zu verbinden, um damit Strom zu gewinnen.
Der Wasserspiegel soll nur rund 5 Meter steigen und die Anwohner auf umliegende Gemeinden umgesiedelt werden. Doch dann kommt alles anders, als geplant und die Leidtragenden sind die Anwohner.
Alles eine große Lüge?
Der Wasserspiegel steigt in Graun letztendlich stolze 22 Meter und verschlingt über Nacht 181 Gebäude, 523 Hektar Land und die Heimat aller 1.200 Einwohner.
Doch damit nicht genug: Der Plan der Umsiedlung geht aufgrund von Platzmangel schlichtweg nicht wie geplant auf und weder heftige Proteste noch der damalige Past Pius XII können etwas bewirken.
Ein Mahnmal als Touristenattraktion
Das Einzige, was heute noch von der Tragödie zeugt, ist der Kirchturm von Graun, der aus dem Wasser des Reschensees hervorragt. Ein Mahnmal, das heute ein beliebtes Ausflugsziel geworden ist. Doch auch mit den touristischen Einnahmen können sich die ehemaligen Bewohnern Grauns ihre Heimat nicht zurückkaufen.