Wir kennen bereits verschiedene Risikofaktoren, um an Covid-19 zu erkranken (Alter, Übergewicht, Diabetes, Vorerkrankungen), der Krankheit, die durch das Coronavirus SARS‑CoV‑2 verursacht wird. Aber es scheint, als würden Männer außerdem mit größerer Wahrscheinlichkeit schwerere Formen der Krankheit entwickeln. Laut einer am 29. April in der Zeitschrift Frontiers in Public Health veröffentlichten Studie hätten sie eine 2,4-mal höhere Todesrate als Frauen.
Ernstere Fälle
Die Studien, die von Forschern der Huazhong University of Science and Technology (Wuhan, China) durchgeführt wurden, sollen die Geschlechterunterschiede beim Krankheitsverlauf beleuchten. Außerdem wollen die Forscher herausfinden, warum manche Patienten schlimmer betroffen sind als andere. Dazu haben sie die Daten von 1056 bestätigten Fällen analysiert sowie die Daten einer Gruppe von 43 Patienten, die von dem Team behandelt wurde.
Bereits im Januar haben wir bemerkt, dass die Zahl der an Covid‑19 verstorbenen Männer höher zu sein scheint als die der Frauen. Das wirft die Frage auf, ob Männer ein höheres Risiko haben, sich zu infizieren oder daran zu sterben, erklärt Dr. Jin‑Kui Yang, Arzt im Tongren Krankenhaus in Peking (China).
Sie haben also gezeigt, dass Männer und Frauen ein ähnlich hohes Risiko haben, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Jedoch laufen Männer eher Gefahr, eine schwere Form zu entwickeln, mit Komplikationen bis hin zum Tod. Ähnlich wie bei Patienten mit Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes sind die ACE2-Werte (ein Enzym, das beim Virenbefall eine Rolle spielt) bei Männern ebenfalls tendenziell höher.
Verschiedene Gründe
Diese Schlussfolgerungen bestätigen die Ergebnisse einer früheren chinesische Studie, die in Wuhan durchgeführt und Anfang April veröffentlicht wurde. Diese ergab, dass 72,9 % der verstorbenen Patienten Männer waren. Aber warum? Forschern zufolge könnten die erhöhten ACE2-Werte zu diesem Phänomen beitragen.
Es wurden aber auch andere Theorien aufgestellt. Die erste Theorie ist, dass Männer einen ungesünderen Lebensstil pflegen als Frauen. Dadurch wären sie generell bei schlechterer Gesundheit und hätten häufiger Vorerkrankungen. Auch die Theorie, dass Frauen ein stärkeres Immunsystem dank einer erhöhten Östrogenproduktion haben wurde angedacht.
Männer würden schließlich auch seltener bei ersten Anzeichen zum Arzt gehen und die öffentlichen Gesundheitsrichtlinien weniger gut befolgen. So waschen sie sich zum Beispiel weniger häufig die Hände als Frauen. Derzeit gibt es allerdings noch keine offizielle Erklärung. Laut Forschern sollten die Daten vorerst aber zu einer stärkeren Überwachung von älteren Männern mit Vorerkrankungen führen.