Monica Olvera de la Cruz und Baofu Qiao, zwei Forscher der Northwestern University in den USA, berichten in einer Studie von einem bisher unbekannten Schwachpunkt des Coronavirus. Sie hoffen, dass diese Entwicklung nun den Weg für ein neues Medikament freimachen könnte – sind doch mittlerweile bereits über 20 Millionen Menschen an Covid-19 erkrankt.
Ein Protein ist der Schlüssel
Um die Wichtigkeit dieser Entdeckung zu verstehen, müssen wir zuallererst nachvollziehen, wie das Virus eine Person infiziert. Das SARS-CoV-2 enthält ein Eiweiß, das S-Protein oder Spike-Protein genannt wird. Es tritt über seine Rezeptorbindedomäne RBD (receptor binding site) mit den Körperzellen in Kontakt: Die RBD dockt an den ACE2-Rezeptor im menschlichen Körper an, wodurch die Zellen infiziert werden.
Nun entdecken die Forscher auf dem Spike-Protein eine bisher unbekannte Stelle, und zwar in zehn Nanometern Entfernung von dem Areal, wo es sich mit den menschlichen Zellrezeptoren verbindet. Diese neue Stelle spielt für die Stärke der Verbindung eine große Rolle. Die Entfernung von zehn Nanometern mag uns nun sehr gering erscheinen, doch die Forscher sind überrascht. So äußert sich der Forscher Baofu Qiao:
Wir hatten es nicht erwartet, elektrostatische Interaktionen in zehn Nanometern Entfernung zu beobachten. Unter physiologischen Bedingungen finden elektrostatische Interaktionen ab einer Entfernung von einem Nanometer nicht mehr statt.
Gibt es bald ein Medikament?
Dank dieser Entdeckung entwickeln die beiden Wissenschaftler ein Molekül, das sich mit dieser sehr spezifischen Stelle verbindet. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Mit diesem Molekül verringert sich die RDB-ACE2-Bindungskraft um 34 %. Es ist also möglich, der Übertragung des Virus entgegenzuwirken. Monica Olvera de la Cruz betont die Wichtigkeit dieser Erkenntnis:
Unsere Arbeit zeigt, dass ein Blockieren dieser Stelle eine praktikable Behandlungsmethode sein kann, die die Ansteckungsfähigkeit des Virus verringert.
Monica Olvera de la Cruz und Baofu Qiao wollen nun mit Chemikern und Pharmakologen zusammenarbeiten, um ein Medikament zu entwickeln, das direkt auf diese Stelle des Proteins einwirkt.