Seit mehreren Monaten macht das Coronavirus den Menschen auf der ganzen Welt das Leben schwer. Jetzt, wo der Sommer mit seinem warmen Wetter naht, vermuten viele, dass die Zahl der Neuinfizierungen zurückgehen wird. Allerdings taucht mit den hohen Temperaturen eine neue Gefahrenquelle auf: die Klimaanlage. Ist es möglich, dass die Ausbreitung des Virus durch Klimaanlagen begünstigt wird?
Sorge vor eine Ketteninfektion
Wir wissen bereits, dass sich das Coronavirus von Mensch zu Mensch über sogenannte Aerosole überträgt. Eine Studie zu einer Ketteninfektion, die zu einem Fall Ende Januar in einem klimatisierten Restaurant in Guangzhou, China, durchgeführt wurde, liefert jetzt neue Einsichten in die potenzielle Rolle von Klimaanlagen bei der Übertragung des Coronavirus.
Unter den 83 Besuchern des untersuchten Restaurants befand sich auch eine 63-jährige Frau, die wenige Tage später positiv auf Covid-19 getestet wurde. Fünfzehn Tage später erkrankten neun weitere Gäste an der Krankheit, jedoch keiner der Kellner, die sich in der Nähe der Frau aufgehalten, ihre Teller und ihr Besteck berührt haben.
Noch interessanter ist, dass alle Personen, die sich an diesem Tag angesteckt haben, im Luftzug der Klimaanlage saßen, genau wie die infizierte Frau, erklärt der medizinisch-wissenschaftliche Journalist Marc Gozlan auf seinem Blog und beruft sich dabei auf die Studie der US-amerikanischen CDC:
Den Wissenschaftlern zufolge ist es am wahrscheinlichsten, dass es in einem Restaurant zu diesem Infektionsanstieg kam und sich das Virus über den Luftstrom der Klimaanlage übertragen hat.
Die Meinungen der Experten gehen auseinander
Es scheint daher wahrscheinlich, dass die Klimaanlage die Übertragung der Aerosole und somit die Ansteckung der anderen Restaurantgäste begünstigt hat. Mediziner und Wissenschaftler wollen dazu jedoch noch kein abschließendes Urteil fällen, da die Beweislage recht dürftig ist.
Jean-Christophe Lucet vom Pariser Bichat-Krankenhaus erklärt gegenüber der französischen Seite Franceinfo: "Zwischen der Erkrankten an Tisch A und den Gästen an Tisch B war weniger als ein Meter Abstand. Wir wissen, dass Aerosole eine Distanz von bis zu 1,50 m überbrücken können."
"Es wurde nicht nachgewisen"
"Das Einzige, was momentan wissenschaftlich durch Forschungen erwiesen ist, ist die Tatsache, dass sich in einem Raum mit einer infizierten Person infizierte Aerosole in der Luft befinden", erklärt der französische Infektiologe Daniel Camus.
Es wurde nicht nachgewiesen, dass von Belüftungssystemen oder Klimaanlagen eine besondere Ansteckungsgefahr ausgeht. Die Viruslast ist wahrscheinlich zu gering.“
Das französische Magazin Le Figaro hebt außerdem hervor, dass ein richtig eingesetztes Belüftungssystem sogar in der Lage ist, "mit dem Virus belastete Aerosole zu verdünnen und aus dem Raum zu entfernen."
Jean-Christophe Lucet fügt hinzu:
Wenn man eine funktionierende Klimaanlage hat, die die Infektionserreger und die bewegte Luft nicht in Kontakt bringt, stellt diese kein Problem dar.
Abgrenzungen und Social Distancing
Auch wenn wissenschaftlich nicht bewiesen wurde, dass Klimaanlagen die Übertragung des Virus begünstigen, gilt zu eurem eigenen Schutz nach wie vor: Wahrt die Sicherheitsabstände, vor allem im Inneren öffentlicher Orte und Einrichtungen, wie Cafés, Restaurants etc.