Obwohl die weit verbreitete Omikron-Variante mildere Symptome zeigt, wird dies nicht für alle zukünftigen Varianten gelten, die besonders beobachtet werden müssen, warnen Wissenschaftler:innen. Diese Derivate des Virus könnten schwerere Krankheiten und mehr Todesfälle verursachen als frühere Stämme, sagen Expert:innen der britischen Zeitung The Guardian.
Keine Abschwächung der Virusvarianten
"Es wird nach Omikron weitere Varianten geben, und wenn sie ansteckender sind, werden sie dominieren. Außerdem können sie andere Krankheitsmuster hervorrufen, mit anderen Worten, sie können tödlicher sein oder längerfristige Folgen haben", sagt David Nabarro, Sonderbeauftragter der Weltgesundheitsorganisation, dem Guardian.
Lawrence Young, Professor an der Universität Warwick, verneint die Vorstellung einer "linearen Entwicklung des Virus von Alpha zu Beta zu Delta zu Omikron".
"Die Vorstellung, dass die Varianten des Virus weiterhin milder werden, ist falsch. Ein neues Virus könnte sich als noch schädlicher erweisen als z. B. die Delta-Variante", sagt er dem Observer.
Omikron ist nicht aus Delta hervorgegangen
Den Expert:innen zufolge ist es unmöglich vorherzusagen, woher die nächste Variante kommen wird und welche Eigenschaften sie haben wird. "Die Omikron-Variante ist nicht aus der Delta-Variante hervorgegangen. Sie stammt aus einem völlig anderen Teil des Virus-Stamms", sagt Mark Woolhouse, Professor an der Universität von Edinburgh, dem Guardian.
"Und da wir nicht wissen, aus welchem Teil des Stamms eine neue Variante des Virus kommen wird, können wir auch nicht wissen, wie gefährlich sie sein könnte. Sie könnte weniger schädlich sein, aber sie könnte genauso gut auch noch schädlicher sein".
Wachsamkeit bei der Aufhebung von Beschränkungen
Den Expert:innen zufolge sollte die Unsicherheit über künftige Varianten bei der Entscheidung berücksichtigt werden, ob Länder die während der Omikron-Welle erneut verhängten Beschränkungen aufheben sollten.
"Es wäre klug, die Menschen konsequent dazu zu ermutigen, sich und andere zu schützen. Ein Ansatz, der dies nicht tut, wäre eine Wette mit potenziell schwerwiegenden Folgen", sagt Nabarro. Er fährt fort:
"Ich sehe keinen Vorteil in einer solchen Wette. Die Pandemie hat noch einen langen Weg vor sich, und - wie schon von Anfang an - werden die Menschen und ihre Entscheidungsträger:innen die langfristigen Auswirkungen der Pandemie durch die Maßnahmen beeinflussen, die sie jetzt ergreifen".
Die USA erklärt die Pandemie für nahezu beendet
Diese Warnungen kommen nun, nachdem Dr. Anthony Fauci letzte Woche vorgeschlagen hat, dass sich die USA dem "vollständigen" Ende der Pandemie nähern und die mit dem Virus verbundenen Einschränkungen möglicherweise nicht mehr notwendig sind.
"In dem Maße, in dem wir aus der Phase der vollständigen Pandemie herauskommen, was sicherlich der Fall ist, werden diese Entscheidungen zunehmend auf lokaler Ebene getroffen werden, anstatt zentral entschieden oder auferlegt zu werden", sagt Dr. Fauci der Financial Times. "Es wird auch mehr Menschen geben, die ihre eigenen Entscheidungen darüber treffen, wie sie mit dem Virus umgehen wollen".