Zwischen 1986 und 2000 sind mehr als 190.000 Tiere von einer fortschreitenden Erkrankung niedergestreckt worden, die man als bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE) oder allgemeiner als Rinderwahn bezeichnet. Wissenschaftler glauben jetzt, etwa 30 Jahre nach dieser schrecklichen Epidemie, deren Funktionsweise erkannt zu haben.
Bis heute ist keine medizinische Behandlung hinsichtlich dieser Erkrankung bekannt. Sie besser zu verstehen, erhöht auch unsere Reaktionsbereitschaft einer neuen BSE-Epidemie gegenüber, die die Welt demnächst treffen kann. Letzteres ist zumindest nach einer internationalen Forschergruppe durchaus möglich, an deren Spitze das Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) aus dem französischen Toulouse steht.
Krankheit über Artengrenze hinaus
In der von der Forschergruppe vorgelegten, englischsprachigen Studie führen die Forscher aus, dass BSE zu der Familie der Prionkrankheiten gehört. Prionen sind Proteine, die gesundheitsschädigende Wirkung entfalten können, falls sie in einer anormalen Form auftreten.
Bislang ist angenommen worden, dass sich die Prionen jeder Spezies voneinander unterscheiden. Genau in diesen Kontext gehört die Entdeckung dieser Wissenschaftler: Ihnen zufolge kann nämlich diese Krankheit hier die Artengrenze durchbrechen.
Die erste experimentelle Erklärung überhaupt
Diese Schlussfolgerung fußt auf im Labor gemachten Beobachtungen. Die Wissenschaftler haben dort genetisch veränderten Mäusen eine Variante der Schafs-Scrapie-Erkrankung verabreicht. Ziel ist hierbei gewesen, Rinderprionen herauszubilden. Die Forscher haben dann beobachtet, dass die Nagetiere letztlich an BSE erkranken.
Der innerhalb dieser Studie federführende Dr. Olivier Andreoletti erklärt hierzu gegenüber der Nachrichtenagentur AFP:
Diese Ergebnisse erklären sich durch die Gegenwart geringer Mengen der herkömmlichen BSE.
Andreoletti führt weiter aus: "Zum allerersten Mal liefern diese Ergebnisse eine fundierte experimentelle Erklärung für das Auftreten" der BSE-Erkrankung vor 30 Jahren. Damit ist also ein entscheidender Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Krankheit gelungen.
Gefährliche Praktiken vermeiden
Nach diesen wichtigen Schlussfolgerungen fordern die Wissenschaftler Regierungen wie Landwirte auf, gefährliche Praktiken zu vermeiden, die wohl damals zu dieser Epidemie geführt haben. Im Mittelpunkt steht hierbei die Ernährung von Rindern mit Mehlsorten, die Reste anderer Tiere, insbesondere von Rindern und Schafen, enthalten können. Die Forscher warnen daher eindringlich:
"Ist jetzt ein Ausgangspunkt von BSE bekannt, läuft die Wiederaufnahme dieser unheilsamen Praktiken" auf eine Vervielfachung des Risikos hinaus, eines Tages wieder einen BSE-Ausbruch beobachten zu müssen.