Australische Wissenschaftler:innen haben auf einem Forschungsschiff im Zentralpazifik vor Samoa eine seltene Szene gefilmt: Den Angriff eines Exemplars der Gattung Taningia danae, einem Riesenkalmar mit leuchtenden Armen, etwa 1000 m unter der Wasseroberfläche, wo es fast stockfinster sind. Über diese Spezies ist nur wenig bekannt, sodass die Expert:innen begeistert waren, als es ihnen gelang, eine solche Szene zu filmen.
Ein noch wenig erforschtes Tier
Wie die Wissenschaftler:innen gegenüber dem britischen Sender BBC News erklären, gelang es ihnen, den Angriff mit Kameras zu filmen, die an einem mit Ködern - in diesem Fall einem Stück Makrele - ausgestatteten Rahmen befestigt waren. Diese Konstruktion wurde über Bord geworfen, um zu untersuchen, was in großer Tiefe lebt.
Die Aufnahmen sind zwar in Zeitlupe, aber die Kameras fallen pro Minute fast 60 m tief, was einen Eindruck verschafft, wie schnell der Kopffüßer sich bewegt, wenn er angreift .
"Das meiste, was wir über diesen großen Kalmar wissen, stammt aus Strandungen, wenn sie an die Küste gespült oder versehentlich mit Schleppnetzen gefangen wurden", sagte Professor Alan Jamieson von der University of Western Australia (UWA) gegenüber BBC News.
"Wir haben auch die Möglichkeit, Tintenfische zu untersuchen, die aus dem Mageninhalt von Walen extrahiert wurden. All das kann etwas über die Biologie der Kalmare erzählen, aber es sagt nicht wirklich viel über ihr tägliches Leben, weshalb es erstaunlich ist, sie lebend in genau der Tiefe zu sehen, in der sie leben."
Ein gefürchteter Räuber
Wie man in dem Video perfekt sehen kann, ist Taningia danae perfekt an die Jagd in der Tiefsee angepasst. Als effektiver Räuber besitzt er eine gefürchtete Waffe: Ein Paar "helle Scheinwerfer" an den Enden zweier seiner Arme, die er in dem Moment aufblitzen lässt, in dem er zum Töten ausholt.
Diese leuchtenden Arme, "Photophoren" genannt, "sind Organe, die mit einem Stoffgemisch mit Sauerstoff reagieren, um Licht auszusenden - ein klassisches Beispiel für Biolumineszenz", erklären die Wissenschaftler:innen. Ihre Aufgabe ist es, "die Beute zu blenden, damit sie erstarrt, bis sie in einer tödlichen Umarmung gefangen werden kann".
Expert:innen glauben, dass dieser 2 m große Riesenkalmar die größten natürlichen Lichtquellen im Tierreich besitzt, die etwa so groß wie eine Zitrone sind. Die Innenseiten seiner Arme sind mit tödlichen Widerhaken bedeckt.
"Man kann wirklich sehen, wie sich die Membranen über den Lichtern öffnen und schließen, um die sie ein- und auszuschalten", sagte Dr. Heather Stewart, eine Kollegin von der UWA. Der Tintenfisch selbst schätzt seinen Angriff falsch ein, verfehlt die Makrele und bleibt an einer der Kameras hängen. Als er seinen Fehler bemerkt, kehrt er um. Aber von dieser Kamera aus bekommt man einen Eindruck davon, wie sie jagen".
Derlei mysteriöse Sichtungen gibt es immer wieder - zuletzt ist ein mysteriöses Tier mit leuchtenden Augen im Meer gesehen worden, welches ein Fischerboot hartnäckig verfolgt hat. Ebenso haben Forscher:innen zuletzt einen Urzeit-Hai entdeckt, der bei näherer Untersuchung ein beachtliches Alter vorzuweisen hatte. Und auch von einem Riesenkalmar gibt es endlich ersten Aufnahmen.
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Verwendete Quellen:
The University of Western Australia: "Rare deep-sea squid caught on camera"
BBC News: "Pacific squid flashes its huge attack 'headlights'"
Aus dem Französischen übersetzt von GEO