Im Jahr 2003 wuede eine kleine, seltsame Mumie in einer verlassenen Stadt in der Atacama-Wüste entdeckt. Sie wurde Ata getauft und ist kaum mehr als 15,2 Zentimeter groß. Sie hat einen länglichen Kopf mit vollen Lippen, der auf einem schmächtigen Körper ruht. Natürlich haben viele gedacht, es würde sich um die Überreste eines außerirdischen Wesens handeln. Heute können die Wissenschaftler uns mehr über dieses Skelett verraten.
Ein ungewohntes Äußeres
Obwohl Ata nicht größer als ein Fötus ist, hat sie so solide Knochen wie ein sechsjähriges Kind, wie Röntgenanalysen zeigten. Eine Knochenmarksanalyse hat bewiesen, dass es sich um die sterblichen Überreste eines Menschen handelt: „Nachdem wir herausgefunden hatten, dass es sich um ein menschliches Skelett handelt, war die nächste Herausforderung, zu erklären, wieso sie diese ungewöhnliche Erscheinung hatte“, erklärt der Immunologe Garry Nolan.
Zahlreiche Mutationen
Nolan und der Bioinformatiker Atul Butte haben eine neue Studie veröffentlicht, die mehr Informationen über das Genom von Ata enthält. Ihre Analysen haben gezeigt, dass an sieben ihrer Gene Mutationen vorlagen, welche allesamt Auswirkungen auf den Wachstumsprozess hatten. Laut Nolan sollen diese Mutationen für ihre Dysplasie verantwortlich sein, von der ungewöhnlichen Form ihres Skeletts bis hin zur überraschenden Solidität ihrer Knochen. Ata ist wahrscheinlich im Bauch ihrer Mutter oder kurz nach ihrer Geburt gestorben.
Solche Mutationen sind keine Seltenheit, und zahlreiche seltene genetische Krankheiten können zu Missbildungen der Knochen bei Kindern führen. Allerdings ist die Anzahl der Mutationen bei Ata sehr ungewöhnlich. Laut dem Genetiker Fowzan Alkuraya können nur ein oder zwei der Mutationen Atas für ihr Äußeres verantwortlich sein. Eine Meinung, die Nolan allerdings nicht teilt.
Mehr Studien erforderlich
Wie dem auch sei – es bleibt sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, herauszufinden, ob die genetischen Mutationen Atas ihre physischen Missbildungen ausgelöst haben. Da den Forschern keine DNA-Proben eines ihrer Elternteile zur Verfügung stehen, können sie nicht herausfinden, ob sie ebenfalls Träger der Mutationen waren. Da diese lange genug gelebt haben, um Ata zu zeugen, könnten ihre Genmutationen harmlos gewesen sein.
Nach ihrem Tod vor 40 Jahren sorgt das kleine, chilenische Mädchen weiter für viele unbeantwortete Fragen unter Wissenschaftlern und für viel Staunen unter den Neugierigen. Die nächste Etappe könnte darin bestehen, die Genmutationen des Mädchens bei Mäusen hervorzurufen, um herauszufinden, ob dadurch ähnliche physische Missbildungen entstehen. Bis dahin behält Ata noch einen Teil ihres Geheimnisses für sich.